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PAC oder nicht PAC

■ Nur Kiel glaubt immer noch nicht an Existenz der Kernbrennstoff-Kügelchen

Entgegen der Aussagen des Kieler Energieministeriums scheint es PAC-Kügelchen doch zu geben. Der Weinheimer Ingenieur Heinz-Werner Gabriel will sie in der Umgebung der Atomanlagen bei Geesthacht entdeckt haben. Gabriel und die Ärztevereinigung IPPNW schließen daraus auf einen vertuschten Atomunfall aus den 80er Jahren, der für die überdurchschnittlich vielen Leukämiefälle in der Elbmarsch verantwortlich sein soll (die taz berichtete).

Als möglichen Termin für den Unfall nannten IPPNW und die Arbeitsgemeinschaft Physikalische Analytik und Messtechnik (Arge PhAM), der Gabriel angehört, den 12. September 1986. An diesem Tag war im Atomkraftwerk Krümmel erhöhte Radioaktivität gemessen worden. Die Betreiber erklärten das mit einer ungewöhnlichen Konzentration natürlichen Radons durch eine besondere Wetterlage.

Nach dem Marburger Kernchemiker Wolfgang Ensinger bestätigte jetzt auch das Bundesumweltministerium, dass PAC in der Kerntechnik Verwendung fand. Das Material sei „kein spezifischer Kernbrennstoff, sondern Teil eines Verfahrens zur Herstellung von Kernbrennstoffgrundmaterial“. Es sei für den Schnellen Brüter geplant gewesen, aber in Krümmel und der GKSS nie eingesetzt worden. Laut der Berliner Zeitung bestätigte die Hanauer Nuklearfirma Nukem, dass die Mikrokugeln bis Ende der 70er Jahre in Hanau produziert und „an diverse Kernforschungszentren geliefert wurden“.

Dass die erhöhte Radioaktivität im September 1986 durch einen Aufstau natürlicher Radioaktivität entstanden sein könnte, die dann von den Lüftern des AKW angesaugt wurde, erklärte IPPNW am Sonntag für „erkennbar unsinnig“. Mit dem Modell des Atomunfalls der Arge PhAM lasse sie sich dagegen erklären. Das Kieler Minsterium dagegen erklärte: „Es gab keinen Störfall.“ Gernot Knödler

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