Wo Varus unterging

■ Touristen erwecken Schlachtfeld von früher zu neuem Leben: Eine begehbare Krimistroy

Kaum 120 Kilometer von Bremen entfernt tobte vor knapp 2000 Jahren ein heftiger Kampf: Die legendäre Varusschlacht in Bramsche-Kalkriese bei Osnabrück. Jetzt erweckt der Tourismus den blutgetränkten Flecken Erde zu neuem Leben. „Wenn im Juli das erste Saisonhalbjahr beendet ist, werden wir mit 50.000 Besuchern bereits ebenso viele Gäste gehabt haben wie im vorigen Jahr“, freut sich Christian Jaletzke, Geschäftsführer der Museum und Park Kalkriese gemeinnützige GmbH. Auch ein anderer „Seismograph“ zeigt wachsendes Interesse an der Archäologischen Freizeit-Anlage an: Bereits mehr als 40.000 Menschen klickten die Internet-Homepage des Parks an.

„Das motiviert“, versichert Jaletzke, der in diesem Jahr insgesamt 80.000 und in den folgenden Jahren mehr als 100.000 Gäste erwartet. Außerdem wird derzeit noch am neuen Museum gebaut. „Das macht uns dann einfach unabhängiger vom Wetter“, hofft Jaletzke. Diese Unabhängigkeit soll nach Angaben von Kalkriese- Pressereferentin Antje Sell am 21. April 2002 weitgehend erreicht sein. Dann wird das Museum schließlich offiziell und feierlich eröffnet. Es wird derzeit – wie die Gesamtanlage auch – nach Plänen des avantgardistischen Schweizer Architekten-Duos Gigon und Guyer errichtet.

Nach Angaben von Historikerin Heidrun Derks, die das Konzept für die 600 Quadratmeter große Premierenausstellung entworfen hat, sei eine Art „begehbare Kriminalstory“ geplant. „Der Besucher soll dabei spielerisch herausfinden, was hier im Jahre neun nach Christus passiert ist. Dabei soll sich das Schlachtfeld über eine spaßige Spurensuche in seiner historischen und archäologischen Bedeutung erschließen.“

Die bisherige Keimzelle des Archäologieparks, der einstige Bauernhof Niewedde, hat durch das neue Museum keineswegs ausgedient. Spätestens im übernächsten Jahr sollen laut Antje Sell ein Restaurant mit 160 und ein Biergarten mit 180 Plätzen sowie ein Kinderspielplatz fertig werden. „Außerdem werden in dem Altbau ein Kindermuseum und ein Museumsshop eingerichtet. Auch wird man dem Restaurator besser zuschauen können.“ Auf einer neuen Ebene unter dem Dach wird die Verwaltung untergebracht. Im Freigelände sollen außerdem ein germanischer Moorteich und eine römische Feuerstelle entstehen. Ein Areal am Mittellandkanal soll zur Konzertwiese werden.

All diese technischen Aktivitäten schränken die Bewegungsfreiheit im Archäologiepark zeitweise stark ein. Am Sonntag (12. August) findet zwar noch der große Familientag statt, an dem insbesondere Kinder auf der antiken Spielwiese ihre Freude haben werden. „Um den Endspurt nicht zu behindern, wird dann vom 25. September bis zum 21. April aber ganz dichtgemacht“, kündigte Antje Sell schon mal an.

Rolf Liffers, dpa