300 Seiten Filz

■ Hunke verlegt Buch über Sozi-Mauscheleien in Hamburg

Der SPD-Vorsitzende des PUA Filz, Günter Frank, hat bekanntlich festgestellt, dass es in Hamburg keinen Filz gibt. Die Journalisten Jörn Breiholz, ehemaliger Chef der mittlerweile verblichenen HH19-Redaktion, und Frank Wieding von der Mopo haben etwas ganz anderes herausgefunden: „Filz ist das System, das sich über Jahrzehnte in Hamburg etabliert hat“, fasst Breiholz die Ergebnisse einer einjährigen Sammelarbeit zusammen. In dem Buch „Das Machtkartell“, das die beiden gestern vorstellten, haben sie zusammengetragen, „wie die Sozialdemokraten diese Stadt durchdrungen haben“. Der Erscheinungstermin zwei Monate vor der Wahl ist genauso heikel wie der Verlag, in dem das Buch herauskommt: Die Miko-Edition gehört Statt Partei-Chef Jürgen Hunke.

Die Autoren weisen jede politische Nähe zu Hunke zurück. „Der Verleger hat sich verpflichtet, das Buch nicht zu Wahlkampfzwecken zu gebrauchen“ und habe sich auch nicht in inhaltliche Belange eingemischt, sagt Breiholz. Er und Wieding legen auch Wert darauf, vor der Wahl für keine parteipolitische Veranstaltung zur Verfügung zu stehen. Verlagsleiter Andreas Matern behauptet gar: „Dieses Buch ist kein Anti-SPD-Buch.“

Dies kann man allerdings beim besten Willen nicht sagen. Denn Filz in Hamburg, wie die Autoren betonen, ist durch und durch sozialdemokratisch geprägt. Auf 300 Seiten zählen sie auf: Von Immobiliengeschäften über Postenmauschelei in der Sozialbehörde bis hin zur Ämterverquickung beim HSV (bei dem Hunke lange Zeit in Vorstand und Aufsichtsrat war).

Mit SPD-Funktionären konnten beide während ihrer Recherchen übrigens kaum reden. Bis auf Landeschef Olaf Scholz verweigerte die Parteiprominenz von Bausenator Eugen Wagner bis hin zum früheren Innensenator Volker Lange – den die Autoren als „Inbegriff des Filzes“ bezeichnen – den Dialog. Peter Ahrens