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Halbherzige Kosmetik

■ Hochschulgesetz in der Bürgerschaft verabschiedet: Mehr Kompetenzen für Unileitungen, nach unten ist alles offen

Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit und überschattet vom UKE-Skandal wurde am Mittwochabend in der Bürgerschaft das neue Hamburgische Hochschulgesetz verabschiedet. Dem AStA der Uni Hamburg war dieses gestern eine Podiumsdiskussion wert. Es handle sich bundesweit um das „modernste und demokratischste Hochschulgesetz“, behauptete Karsten Gerlof, Referent der grünen Wissenschaftssenatorin Krista Sager. Denn es biete den Unis unterhalb der Leitungsebene „völlige Organisationsfreiheit“.

Bis zum 1. August 2003 spätes-tens sollen alle acht Hamburger Hochschulen sich eine neue Grundordnung geben. Sogar auf die Gliederung in Fachbereiche kann verzichtet werden. Die Schaffung neuer Leitungsstrukturen – die Präsidenten sollen die Dienstaufsicht übernehmen und Richtlinienkompetenz bekommen – soll bis 2002 umgesetzt werden.

Es sei „ein richtiger Schritt“, den Hochschulen mehr Kompetenzen zu geben, sagte Uni-Vize-Präsident Holger Weidner. Gleichwohl werde „die Wirkung geringer als vermutet sein“, weil die wahre Steuerung über Ressourcenzuweisung geschehe. Auch sei das Gesetz „in Teilen halbherzig“. So habe sich die Behörde das Recht vorbehalten, über Berufungen zu entscheiden. Überraschend hielt Weidner ein Plädoyer für Studiengebühren, die es laut Gesetz nicht geben soll: „Ich hielte es für gut, wenn der Staat die Hochschulausbildung finanziert. Ist dies nicht möglich, sind Studiengebühren ein Element.“

Es sei nicht legitim, wenn Angehörige einer Generation, die noch volle Bafög-Förderung genoss, Studiengebühren guthießen, konterte der wissenschaftspolitische Referent der PDS, Andreas Keller. Der Hochschulexperte bemängelte, dass die neue Organisationsfreiheit zu viel zur Disposition stelle. Zwar würde die neue Grundordnung vom „Großen Senat“ einer jeden Hochschule verabschiedet, in dem Professoren, Mitarbeiter und Studenten das gleiche Stimmrecht haben. Da das Gremium aber keine eigenen Vorschläge erarbeiten dürfe, sei dies „reine Kosmetik“.

Kaija Kutter

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