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Friede in den Wettern

■ Landwirte und Naturschützer einigen sich auf Wasserstände in Wilhelmsburg

Im Streit um die Wasserstände im Wilhelmsburger Osten konnte Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) jetzt einen „Friedensschluss“ verkünden. Landwirte und Naturschützer einigten sich auf einen dreijährigen Modellversuch, der von Gutachtern begleitet werden soll. Den jüngsten wasserwirtschaftlichen Regionalplan der Umweltbehörde hatte der Wasserverband, der vornehmlich die Interessen der Bauern vertritt, nicht umsetzen wollen.

Landwirte und Gartenbauern sind an niedrigen Wasserständen interessiert, weil sie ihre Felder dann gut bewirtschaften können. Die Naturschutzverbände dagegen plädieren für hohe Wasserstände, um die Lebensräume seltener Pflanzen und Tiere zu erhalten. Den Kompromiss hat nach Angaben Maiers ein Gutachten erleichtert, demzufolge sich ein erhöhter Wasserstand bereits in ein bis zwei Metern Entfernung von den Wettern nicht mehr auswirkt. Der jetzt gefundene Kompromiss sieht im Winter Wasserstände von zehn Zentimeter unter Normalnull vor, im Sommer solche bei Normalnull. Allerdings soll das Wasser in den Gräben stets 40 Zentimeter tief stehen, damit die Tiere und Pflanzen im Wasser überleben können. Diese Lösung führe dazu, dass die tiefer gelegenen Flächen an der Autobahn zu geschlossenem Grünland entwickelt werden könnten wie es das Arten- und Biotopschutzprogramm vorsieht.

Harald Köpke, der Vorsitzende des BUND, würdigte den Kompromiss als „Fortschritt“. Dass die Blockadehaltung der Landwirtschaft gegenüber dem beschlossenen Biotop- und Artenschutz erst durch die Senatskommission aufgelöst werden konnte, findet er allerdings tolldreist: „Wenn sich ein Senat mit Wasserständen befasst, dann können wir die Behörden auflösen“, schimpfte Köpke. knö

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