Neulich auf dem Ökomarkt: Fahren für Fairness
■ Drei Franzosen kamen in guter Mission. Leider blieben sie fast unbemerkt
Sie strampeln nicht für den Weltfrieden, aber für den „fairen Handel“. Drei Pedalritter begannen vor drei Wochen eine 3.000 Kilometer lange Radtour in Caen in Frankreich, um auf den „fairen Handel“ aufmerksam zu machen. Dabei radelten sie nimmermüde durch Belgien, die Niederlande und nun auch durch Deutschland, wo sie schon in Lübeck und Hamburg Station machten – um was zu tun?
Bevor das irgendjemand erfährt, erreicht die Wesermetropole die Nachricht, dass zwei der drei Franzosen 70 Kilometer vor Bremen mit kaputten Drahteseln liegengeblieben sind. Das ist schlecht, die BetreiberInnen des Bremer Weltladens, sozusagen die Schirmherren der Fahrrad-Aktion, warten vergebens auf dem Ökomarkt, dem Bremer Ziel der drei Handelshelden.
Hier streunen derweil wenige Besucher an wenigen Stände vorbei. Keiner scheint etwas von unseren Helden zu wissen, die bald eintreffen sollen.
Voilà: Endlich, endlich ist einer da! Unbemerkt steht er plötzlich neben dem kleinen Stand des Weltladens. Aurélien Berry, 19 Jahre alt, Student aus Caen, meint, er würde für eine „gute Sache“ radeln. Massen habe er nie ansprechen wollen, aber in Frankreich gab es immerhin in einer Stadt drei Zeitungs-Interviews für den „fairen Handel“. „Vielleicht hätte man wenigstens ein Pappschild rausstellen sollen“, meint eine Frau vom „Weltladen“. Armer Aurélien!
Wenn die Räder repariert sind, wollen sich die drei Radler für guten Kaffee, aromatischen Tee und exotische Nüsse wieder auf den Rückweg machen. Der Weg zur Atlanticküste nach Caen ist weit. 1.700 Kilometer strampeln für den fairen Handel. Hoffentlich erwartet sie beim nächsten Etappen-Stopp wenigstens ein Pappschild. Sebastian Sodys
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen