unterm strich
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Mit einer sportlichen Höchstleistung starten wir in die Woche: Bei der Preisverleihung des Internationalen Filmfestivals von Karlsbad (Karlovy Vary) machte der britische Schauspieler Ben Kingsley am Samstagabend auf dem Podium einen Kopfstand. Ausgezeichnet wurde der Oscar-Preisträger und Ghandi-Darsteller aber nicht für dieses Kunststück, sondern für sein Lebenswerk. Der Geehrte kommentierte seine Einlage mit den Worten: „Wie Sie sehen, mache ich für meine tschechischen Freunde wirklich alles.“ Den „Kristallglobus“ getauften Hauptpreis des Festivals im mondänen tschechischen Kurort erhielt der französische Film „Le fabuleux destin d’Amélie Poulin“ von Regisseur Jean-Pierre Jeunet.

Auch in Potsdam wurden am Wochenende Zelluloiderzeugnisse ausgezeichnet. An der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (HFF) wurden zwei Förderpreise für die besten Filme von Filmhochschulabsolventen im Wert von jeweils 35.000 Mark vergeben. Freuen kann sich der US-Amerikaner Rick Minnch, denn sein Film „Heaven on Earth“, eine „biografische Aufarbeitung über das Land seiner Herkunft“, wurde von der Jury zum besten Dokumentarfilm gekürt. Den Spielfilmpreis erhielt der Kölner Hans Weingartner für „das weisse rauschen“, einen Film über „Drogenkonsum und Wahnsinn“.

Stoff für einen ganzen epischen Opernzyklus bot in den letzten Monaten der Wagner’sche Familienkrieg um die Leitung der Bayreuther Festspiele. Jetzt scheint der letzte Vorhang gefallen und alles beim Alten zu bleiben. Die vom Stiftungsrat der Festspiele zur Nachfolgerin für ihren greisen Vater Wolfgang Wagner erkorene Eva Wagner-Pasquier hat am Samstag ihren Verzicht auf das Amt erklärt. Der 81-jährige Enkel von Richard Wagner hatte sich gegen seine Absetzung gewehrt und seine Tochter als „unwürdige Person“ bezeichnet. Das wollte sich die als Opernmanagerin erfahrene Wagner-Pasquier nicht bieten lassen. Ob sie nach einem Ableben ihres Vaters wieder zur Verfügung stehe, ließ sie offen.

In Berlin wird derweil fleißig weiter am Drama vom schwarzen Loch in der Hauptstadtkasse gearbeitet. Neuestes Opfer im Plot ist das geplante Deutsche Centrum für Photographie (DCP). Weil das klamme Land Berlin beim Betreiber des DCP, der „Stiftung Preußischer Kulturbesitz“, an den Betriebskosten spart, kann das Projekt zurzeit nicht verwirklicht werden, teilte Stiftungspräsident Klaus-Dieter Lehmann am Samstag mit. Vorläufig sollen jedoch zumindest in bestehenden Museen Fotoausstellungen durchgeführt werden. Business as usual eben.