: Internationale und mehrsprachige Bezüge
■ Galerie für Landschaftskunst: Ausstellung des isländischen Künstlers Hannes Larusson
Selbstgebaute Öfen sind ein seltenes Ausstellungsgut. Doch in der vielschichtigen Kunst des Isländers Hannes Larusson sind diese als nutzbare Skulpturen seit einigen Jahren zentrale Objekte. Und so stehen in der Ausstellung Vafurlogi (Isländisch für „Feuerlohe“) der Galerie für Landschaftskunst die Feuerplätze in mit Sitzbänken und Holzvorhängen sparsam inszenierten Räumen: Einzelstücke in Champagnerkorkenform aus Ölfässern geschweißt oder aus zehn Millimeter Eisen in Form eines Steines gegossen, aber auch als Design-Prototypen mit freundlicher Dekoration durch Seehund und Vögel.
Fotos, 24 bunte Overalls und ein Video dokumentieren den Zusammenhang, in dem die einzelnen Objekte bei Larusson meist stehen: Für sein Projekt zur Ostsee-Biennale in Rostock 1996 brannte in einem speziell erbauten Holzhaus zwölf Tage ein Ofen, und der Künstler lief währenddessen jeden Tag zweimal in einem andersfarbigen Overall durch die Stadt. Öfen und uniformartige Overalls könnten, zumal in Rostock, leicht als Mahnung vor der jüngeren deutschen Geschichte interpretiert werden. Doch direkt auf solche Bezüge angesprochen, entzieht sich der Künstler mit einem Verweis auf isländische Erdwärme und die Notwendigkeit, in einem kalten Land zu heizen. Und außerdem hieße Reykjavik wörtlich übersetzt „Rauchbucht“.
Aber wenn Larusson sich auf Island-Klischees zurückzieht, ist Ironie im Spiel. Denn in einem anderen Video ist eine Performance zu sehen, bei der er seltsam ritualisiert auf dem Parkdeck eines Fischmarktes in einem Ofen mit Flaggenmast Bilder von reiseführerbekannten Architekturen Reykjaviks verbrennt und für jedes in Rauch aufgegangene Bauwerk eine bunte Hose in den Wind hängt.
Bei seinen Performances agiert Hannes Larusson mit schlafwandlerischer Selbstbezogenheit, die sich um das Publikum nicht schert. Diese Aktionen sind viel zu versponnen, als dass sie mit dem Beuysschen Begriff der Wärmeplas-tik zu fassen wären. Sie ähneln Andreas Slominskis Winkelofen für Astgabeln oder dessen Verfeuerung einer Windmühle. Hannes Larusson ist ein Konzeptkünstler – und zugleich auch ein großer Verteidiger der Volkskunst seines Landes. Er ist ein typischer Vertreter jener aktuellen Kunst, die sich als international und in mehrsprachigen Bezügen versteht und zugleich bemüht ist, eine regionale Identität zu retten. Und das kann schon eigenartig sein. Hajo Schiff
Hannes Larusson: Vafurlogi, Galerie für Landschaftskunst, Admiralitätstr. 71, Di–Fr nach Vereinbarung, Tel. 410 35 09; bis 31.8.
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