: Tausche Tankstelle gegen Gasrohr
Neuorientierung in der Energiebranche geht weiter: Eon verkauft seine Aral-Tankstellen an BP. Dafür bekommt der Stromkonzern die BP-Anteile an Ruhrgas. BP will 1.500 Stellen streichen und eigene Tankstellen in Aral-Stellen umwandeln
von MARIUS ZIPPE
Gestern verkündeten der deutsche Stromlieferant Eon und die britische BP einen milliardenschweren Tausch ihrer Öl- und Gasgeschäfte: Die Benzingeschäfte von Eon gehen an die BP, die Gasgeschäfte von BP wandert zu Eon. Der britische Mineralölkonzern teilte mit, das Unternehmen werde zum Jahreswechsel 51 Prozent der Aktien der Eon-Tochter Veba Oel übernehmen, zu der die Aral-Tankstellenkette gehört. Im Gegenzug erhält Eon 51 Prozent der BP-Tochter Gelsenberg, die zu einem Fünftel an der Ruhrgas AG beteiligt ist. Während BP zur größten Tankstellenkette in Deutschland wird, verspricht sich Eon maßgeblichen Einfluss auf den größten deutschen Gasversorger.
Das Geschäft ist Ausdruck der Neusortierung in der deutschen Energie- und Ölbranche. Sowohl der Energielieferant Eon als auch der Mineralölkonzern BP konzentrieren sich wieder verstärkt auf ihre Kernbereiche. Gleichzeitig schreitet mit dem Deal die Konzentration auf dem deutschen Tankstellenmarkt voran, der in der Branche als ein schwieriges Pflaster gilt. Zum einen schrumpft der Benzinmarkt von Jahr zu Jahr, weil die Autos tendenziell weniger verbrauchen. Zum anderen ist nach Einschätzungen des Mineralölwirtschaftsverbandes etwa jede vierte Tankstelle überflüssig. Die Folge: ein harter Wettbewerb, der allein im vergangenen Jahr an den Zapfsäulen zu Verlusten von einer Milliarde Mark führte.
Deswegen war der Tausch von Unternehmensbeteiligungen erwartet worden. Ohnehin wird die Energie- und Mineralölwirtschaft zurzeit von einer Fusionswelle überrollt. Erst im März gründeten die Konzerne Shell und Dea ein Gemeinschaftsunternehmen, in dem 3.200 Tankstellen zusammengelegt wurden. Nach dem Zusammenschluss von BP und Aral wird die neue Kette 3.500 Stationen betreiben.
Ungemach droht den beiden Großzusammenschlüssen von Tankstellenketten aber möglicherweise noch von den deutschen und europäischen Kartellbehörden, denn Shell und BP würden mittelfristig einen Marktanteil in Deutschland von fast 50 Prozent erreichen. Wirtschaftsexperten rechnen mit Einwänden der Kartellbehörden. „Wahrscheinlich muss Eon Anteile auf der Gas-Verteilerseite, etwa bei Stadtwerken und im Ferngasbereich, abgeben“, sagt Matthias Heck vom Bankhaus Sal. Oppenheimer.
BP-Chef John Browne kündigte in Düsseldorf Stellenstreichungen an. Von den etwa 15.000 Menschen, die beide Konzerne in Deutschland an den Zapfsäulen beschäftigen, müsse etwa jeder zehnte gehen. Außerdem würden doppelte Standorte von BP und Aral geschlossen, denn die Zusammenführung der Geschäfte soll eine Ersparnis der Kosten von jährlich 200 Millionen Dollar bringen.
Ob die Benzinpreise durch die Verschiebung an den Tankstellen steigen, ist ungewiss. Zum einen könnte der Wettbewerbsdruck nachlassen und die Preise treiben, zum anderen drücken aber weiterhin viele preisaggressive Billiganbieter wie Supermärkte und Möbelhäuser auf die Benzinpreise an der Tankstelle. Eine Sprecherin von BP bestätigte gegenüber der taz, dass die eigenen grünen Tankstellen aus dem Straßenbild verschwinden werden. „Aral wird zur einzigen Marke gemacht.“ Damit werde der große Erfolg von Aral als deutscher Marktführer anerkannt.
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