: T-Shirts gegen Sonnenbrand
Für ihre neuartigen Textilien werben Hersteller mit besonderem Schutz vor ultravioletter Strahlung. Doch in Deutschland will sie bisher niemand kaufen
BERLIN taz ■ Seit einiger Zeit preisen Unternehmen Textilien an, die vor der gefährlichen ultravioletten (UV)-Strahlung der Sonne schützen sollen. Mit Botschaften wie „Unbeschwerter Sonnenspaß mit UV-Schutz 50+“ wird für die Kleidung geworben. Soll heißen, man kann sich mit ihr mehr als 50-mal länger der Sonne aussetzen, ohne Schäden davonzutragen, als mit nackter Haut. Herkömmliche kosmetische Sonnenschutzmittel, die einen Schutzfaktor von bis zu 30 erreichen, können da nicht mithalten.
Trotzdem ist die schützende Kleidung ein Ladenhüter. „Die Ware wird noch nicht am Markt angenommen“, sagt Günter Thyssen von der Greuter-Jersey AG in der Schweiz, die Bekleidung für den europäischen und amerikanischen Markt liefert. Bereits vor einem Jahr hätte mit der Herstellung der UV-Kollektion begonnen werden können, doch sei die Nachfrage zu gering. Daher hat ein Konkurrenzunternehmen die Produktion bereits vor zwei Jahren eingestellt.
Um den UV-Schutz zu gewährleisten, statten die Textilhersteller ihre Produkte mit speziellen Webkonstruktionen und Kunstfasern aus, die UV-Strahlen absorbieren. Auch die Farbe und die Gewebestruktur von Textilien spielen beim UV-Schutz eine Rolle. „T-Shirt ist nicht gleich T-Shirt“, sagt Beate Volkmer vom Dernatologischen Zentrum Buxtehude. Dunklere eng gewebte Kleidung biete einen besseren UV-Schutz als hellere grob gewebte. Menschen mit sehr lichtempfindlicher Haut, die zum Beispiel ein dünnes weißes T-Shirt tragen, könnten trotzdem einen Sonnenbrand davontragen. Für stark gefährdete Erwachsene und vor allem für Kinder sei das Tragen dieser Spezialtextilien daher sinnvoll. Ein normales T-Shirt sei aber besser als keins. Zusätzlich können mit einem Waschpulver, das die Firma Werner & Mertz anbietet, UV-Absorber beim Waschen auf die Kleidung übertragen werden.
Hintergrund der Entwicklung dieser so genannten technischen Textilien ist die Zunahme von Hautkrebserkrankungen in Folge des größer werdenden Ozonlochs. Allein in Deutschland gibt es jährlich rund 100.000 neue Hautkrebspatienten. Daher rechnet Stefan Rusmich vom Textilforschungszentrum Hohenstein damit, dass die UV-Textilien nach den Risikoregionen Australien und Neuseeland auch in Mitteleuropa ein Thema werden und der bisher geringe Absatz sich steigern werde. Auch er weist darauf hin, dass grundsätzlich zwar jedes Kleidungsstück schütze, ein normales weißes Baumwoll-T-Shirt aber nur einen Sonnenschutzfaktor von fünf bis zehn haben könne. Nach Angaben von Rusmich sind die im Handel angebotenen UV-Schutz-Textilien entsprechend den Angaben auf kosmetischen Sonnenschutzmitteln mit einem Sonnenschutzfaktor zwischen 20 und 50 ausgestattet. Ein Schutzfaktor bis über 80 sei jedoch möglich.
Irene Lukassowitz von der Pressestelle des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin ist der Auffassung, dass es sich bei der Werbung für UV-Schutz-Textilien eher um einen Marketinggag der Bekleidungsindustrie handelt. Es bestehe kein hundertprozentiger Schutz vor UV-Strahlung. Zudem seien Kopf und Arme im Sommer in der Regel nicht durch Kleidung bedeckt, so dass auf kosmetische Sonnenschutzmittel zurückgegriffen werden müsse. N. PAGEL
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen