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Infineon sieht rot

Minus 727 Millionen Mark im dritten Quartal – der Chiphersteller sieht kaum Besserung am Markt

MÜNCHEN ap ■ Infineon schließt jetzt auch Entlassungen nicht mehr aus. Der Chiphersteller benannte gestern seine Verluste für das dritte Quartal: 371 Millionen Euro (727 Millionen Mark). Das bedeutet: Auch das gesamte Geschäftsjahr wird mit Verlust enden. Vorstandschef Ulrich Schumacher erklärte, eine Markterholung bei Handys und Computern sei nicht in Sicht.

Um Kosten zu sparen, kürzte Infineon die Investitionspläne für das laufende und das kommende Jahr und verhängte einen Einstellungsstopp. „Entlassungen sind sicher nicht ausgeschlossen“, sagte Schumacher. Zeitpunkt, Umfang und betroffene Werke nannte er nicht. Die schwierige Marktlage habe sich im dritten Quartal erneut verschlechtert. Von April bis Juni sei der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 30 Prozent auf 1,28 Milliarden Euro gesunken. Vor Steuern und Abschreibungen machte Infineon 598 Millionen Euro Verlust – mehr als eine Milliarde Mark. Die sinkende Nachfrage und Auftragsstornierungen führten vor allem bei Speichern zu einem drastischen Preisverfall. Ein Markteinbruch bei der Telekommunikation kam noch hinzu. Ein Drittel des Verlustes entfiel auf die Wertberichtigung der hohen Lagerbestände, wie Schumacher erklärte. Gute Geschäfte macht Infineon gegenwärtig nur mit Automobilelektronik. Ab nächstem Jahr sei allerdings „ein Rückgang, zumindest ein stärkerer Preisdruck zu erwarten“.

Die Investitionspläne für 2001 wurden um 500 Millionen Euro, für 2002 um mehr als 1 Milliarde Euro nach unten korrigiert. Nicht zur Dispossition steht dabei das neue Dresdner Werk. Rund 750 Millionen Euro sollen in Speicherfabrik investiert werden, die mit neuer 300-Millimeter-Technik ein Drittel billiger produziert.

Mit „aggressiven Kostensenkungen“ und dem Verkauf der 49-prozentige Beteiligung am Leuchtdioden-Hersteller Osram Opto Semiconductors habe Infineon genügend finanziellen Spielraum, sagte Finanzvorstand Peter Fischl. Dieser Verkauf soll Einnahmen von 500 bis 600 Millionen Euro bringen. Erst vor knapp zwei Wochen hatte die Firma sich über die Ausgabe von 60 Millonen neuen Aktien frisches Kapital in Höhe von 1,5 Milliarden Euro gesichert.

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