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Kein Orient

■ Rabattgesetz gefallen: Aber nur verhaltenes Kundeninteresse am Feilschen

Das Ende des Rabattgesetzes hat im Einzelhandel Hamburgs und Schleswig-Holsteins wenig Resonanz gefunden. Nur wenige Kunden hätten nach Preisnachlässen gefragt, berichteten Einzelhändler gestern übereinstimmend. Ohnehin gebe es nur wenig Spielraum, Rabatte seien auch künftig die Ausnahme. Wahrscheinlicher seien kleine Zugaben, die habe es aber auch bisher gegeben.

„Orientalische Verhältnisse“ wird es nach Ansicht des Einzelhandelsverbandes Nord-Ost „nur in ganz wenigen Segmenten“ geben. „In den Preisen ist keine Luft mehr“, sagte Hauptgeschäftsführer Peter Kettler. Zu erwarten seien aber „Kundenbindungssysteme“, wie Bonuskarten oder Treuegutscheine. „Das können sich vor allem die Großen leisten, deshalb wird die Konzentration im Einzelhandel wahrscheinlich zunehmen“, sagte er.

Auch der Hamburger Einzelhandel berichtete von nur verhaltenem Interesse am Feilschen. Einige Kunden hätten nach einem Rabatt gefragt und diesen Wunsch höflich, eher zögerlich, und mit einem Lächeln vorgetragen, sagte der Verbandssprecher Ulf Kalkmann. Lediglich ein Kunde habe mit einem Anwalt gedroht, als er den gewünschten Rabatt nicht bekam.

Kalkmann verwies darauf, dass die Rabatte von den Einzelhändlern freiwillig gegeben werden. Manche wollen sich auf kleine Geschenke statt Barem konzentrieren. So will der Multimedia-Shop Schaulandt „beim völlig kaputten Computermarkt“ zwar keine Rabatte gewähren. „Bei einer HiFi-Anlage legen wir dann vielleicht schon mal ein, zwei CDs drauf“, sagt Geschäftsführer Wolfgang May.

Der Kunde eines großen Lebensmitteldiscounter nahm die neuen Möglichkeiten sehr ernst. Der Mann wollte auch bei seinem „Milch und Butter-Einkauf“ für etwa 25 Mark handeln. „Der Herr hat nach kurzer Diskussion dann aber doch den Preis wie alle anderen gezahlt“, bestätigte ein Verkäufer. dpa

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