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Nudeln, Nudeln, Nudeln

■ 17 Radel-Rentner düsten in sechs Wochen 3.500 Kilometer von Nordkap nach Bremen /Mücken-Stiche in den Penis/Bürgermeister Scherf: „Ich trau mir das zu“

Wie moderne Gladiatoren kämpften sie sich über Holperpis-ten, Stock und Stein. Eine Mannschaft härter als das Team Telekom, verwegener als Lance Armstrong und Jan Ullrich zusammen. Täglich gab es nur Strapazen, Berg und Tal und Nudeln, Nudeln, Nudeln. Von diesen Burschen könnte sich die ganze Tour de France ne dicke Scheibe abschneiden. Sie kämpften nie um ein gelbes oder grünes Trikot, das weiß-rote für die Bergwertung hätten sie sowieso verdient. Kein Doping, keine Werbemillionen, nur den „Goldenen Wanderstorch“ als Auszeichnung. Finale am Roland, nicht auf den Champs Elysées: das sind die 17 knallharten Radrentner von den „Naturfreunden“, die gestern früh nach 3.500 Kilometern Fahrt vom Nordkap nach Bremen zurückkamen.

Bis zu 70 Sachen Sachen Spitze

Satte 101 Kilometer waren die Radler zwischen 37 und 71 Jahren jeden Etappentag im Durchschnitt geradelt. Bei den Abfahrten mit bis zu 70 Sachen Spitze die Hügel runtergedonnert. Wie die Profis.

„Ich trau mir das zu“, meinte Bürgermeister Henning Scherf (SPD) kühn. Dabei hatte er es selbst bei seiner Radtour zwischen Riga und Königsberg kaum auf 400 Kilometer gebracht. „Das hat mit Sicherheit euer Leben verlängert“, sagte Scherf und umarmte die Heimkehrer wie lange verloren geglaubte Söhne.

Auf jeden Fall hat die Tour durch Norwegen, Schweden und Dänemark mächtig Kilos gekostet. Wie viele, zeigte Organisator Wolfgang Pankalla beim Zieleinlauf am Roland fluggs mit einer Waage: "Jetzt habe ich 97,5 Kilo, acht weniger als vor sechs Wochen. Das alles hat –ne Menge Schweiß gekostet.“

Dabei futterten er und seine Männer wie die Weltmeister. „Bei den Strapazen braucht man drei Mal so viel Essen wie sonst“, sagt Siegfried Kotthoff. Auch bei der Verpflegung gibt es Parallelen zu den Radprofis: sechs Wochen lang gab es fast nur Pasta.

Im Juni hatte ein Reisebus die bunte Truppe aus Bremen und Niedersachsen – die meisten Rentner – samt Drahtesel zum nördlichsten Zipfel des europäischen Festlandes kutschiert. Dann ging's los, zusammen mit 40 Kilo Marschgepäck, darunter Zelte, Esbit-Kocher, Regencapes. Die Pedaljagd gen Süden begann. Fjorde, Wälder, Seen wurden durchbraust. Nach zehn Tagen büchsten die ersten Teilnehmer aus. Manche in Richtung Lofoten, andere blieben einfach nur zurück. Hatten sie zu wenig Nudeln gegessen?

Und dann die Unbilden des Klimas. „In Norwegen war noch Kaiserwetter“, erzählt Pankalla, der schon die erste norddeutsche Meis-terschaft der Bartträger und den ersten Bundeswettbewerb der Outdoor-Köche organisiert hat. Die Sonne, schön und bräunend, lockte aber massiv Mückenschwärme an – immer eine besonders brenzlige Angelegenheit in Skandinavien. „Das war das Härteste“, meint Pankalla. „Einer bekam beim Pinkeln drei Stiche auf den Penis.“ Männerhumor.

Steigungen – bis zu 1.000 Höhenmeter por Tag – und Unwetter nahmen die Radel-Recken dagegen leicht: Erst in Tromso mußten sie ihre Ein-Mann-Zeltchen mit Extra-Heringen sturmsicher machen.

Platten, Speichenbrüche

„Ich war das Schlusslicht“, erzählt Bernhard Lüning, 60 Jahre jung. Dafür war er auch die gute Seele der Tour de Nordkap: der Mann, Ex-Berufskraftfahrer, kann nämlich flicken und reparieren: „Wir hatten fast jeden Tag einen Platten, einer hatte insgesamt sieben Speichenbrüche.“

Alle sind begeistert und planen bereits die nächste Tour. Pankalla: „Nächstes Jahr fahren wir von Bremen nach Venedig, 2003 von Venedig nach Sizilien.“ ksc

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