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Mit Steinen gegen Diplomaten

Mit Gewaltausbrüchen machen slawische Mazedonier ihrem Unmut über die internationale Gemeinschaft Luft, die sie auf der Seite der Albaner verorten. Bundesregierung verurteilt die Übergriffe. Mazedoniens Regierung will härter militärisch vorgehen

von ERICH RATHFELDER

Etwas mulmig wird es den Mitarbeitern internationaler Organisationen in Makedonien jetzt schon. Nach den Krawallen vom Dienstagabend sind vor allem Mitarbeiter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) schockiert, denn einige ihrer Fahrzeuge wurden in Brand gesteckt. Doch auch die Angehörigen der Botschaften der USA, Deutschlands und Großbritanniens sehen sich Anfeindungen ausgesetzt. Steine zertrümmerten Fensterscheiben der deutschen und britischen Botschaft. Das Gebäude der US-Botschaft trug zwar kaum Schäden davon, doch die Randale wurde in der Innenstadt fortgesetzt. Dort griffen Demonstranten ausländische Geschäfte an.

Die Bundesregierung verurteilte die Übergriffe. Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) erklärte, die mazedonische Regierung müsse alles unternehmen, um den Schutz ausländischer Einrichtungen und deren Mitarbeiter sicherzustellen. Auch müssten alle Seiten den Waffenstillstand einhalten und den politischen Dialog über Lösungsmöglichkeiten des Konflikts ernsthaft fortsetzen.

Das dürfte schwierig werden. Denn unter der slawisch-mazedonischen Bevölkerung kommt die antiwestliche Stimmung immer mehr zum Vorschein. Auch wenn westliche Diplomaten davon ausgehen, dass die Krawalle vom Innenministerium inszeniert wurden, zeigt der Umstand, dass die Menge in kürzester Zeit auf mehrere tausend Menschen anwuchs, dass ein Anlass genügt, um Randalierer auf den Plan zu rufen. Die Demonstranten werfen der internationalen Gemeinschaft vor, „auf der Seite der Albaner zu stehen“.

Auch die mazedonische Regierung wiederholte gestern diese Anschuldigung und zeigte sich nicht konfliktdämpfend. Nur über einen Kompromiss könne das Land zur Ruhe kommen. Doch dieser schließe ein, dass der albanischen Bevölkerungsgruppe entgegengekommen wird, heißt es aus diplomatischen Quellen. Der Nato-Unterhändler und Botschafter Hans Jörg Eiff ist pessimistisch. „Die Nato hat Bedingungen gestellt, bevor sie hier einrücken kann, um die UÇK zu entwaffnen. Wenn der politische Kompromiss nicht zustande kommt, wird es auch keinen Nato-Einsatz geben.“ Ist es das, worauf einige der Scharfmacher bei den slawischen Mazedoniern hoffen?

Schon seit Wochen kritisiert das Innenministerium, dass die internationale Gemeinschaft den Mazedoniern die Hände binde. „Wir müssen nur konsequent militärisch vorgehen, dann ist der Spuk UÇK bald vorbei“, so ein Mitarbeiter des Ministeriums. In einem Brief an Präsident Trajkovski forderte Premier Georgijevski freie Hand für eine Offensive in der Albaner-Hochburg Tetovo. Doch auch die UÇK ist in die Offensive gegangen. Der am 5. Juli verkündete Waffenstillstand wurde gebrochen. Einige Schlüsselstellungen in Tetovo haben UÇK-Kämpfer eingenommen. Zudem hat die UÇK einige Orte an der Straße Tetovo-Jashince eingenommen und vier vor allem von slawischen Mazedoniern bewohnte Dörfer eingeschlossen. Daher fordern die internationalen Institutionen die UÇK auf, in ihre Stellungen von vor dem 5. Juli zurückzukehren.

Im Ganzen aber hat sich die Stimmung in der internationalen Gemeinschaft zugunsten der Albaner gewendet. Die slawische Seite habe nichts aus den Kriegen in Bosnien, Kroatien und dem Kosovo gelernt, erklärte ein Mitarbeiter der OSZE. Die slawisch-mazedonische Seite sei nicht bereit, die Albaner als gleichberechtigt anzuerkennen. Zudem hinge man Illusionen über die eigene Stärke an. Es könne aber keine militärische Lösung des Konflikts geben.

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