: Rendite in Grün
Grüne Aktien und nachhaltige Kapitalanlagen liegen im Trend. Meinungsbarometer: Was halten Führungskräfte vom ökologischen Investment? Dass gute Renditen zu erzielen sind, ist bewiesen
Langsam scheint es sich herumzusprechen – bis hinein in die Kreise der deutschen Führungskräfte: Ökologische Geldanlagen gewinnen auch für sie an Bedeutung. Dieses Ergebnis jedenfalls kann man aus einer Umfrage des Bielefelder Forschungsinstituts Emnid ablesen. Im Auftrag der Düsseldorfer Kommunikationsberatung Kothes Klewes hatte man „250 hochrangige Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft und Medien“ dazu befragt, welche Rolle für sie Umwelt-, Ethik- und Sustainability-Aktienfonds spielen.
Immerhin 80 Prozent der Befragten fanden sie „wichtig“. Damit widerspreche die überwiegende Mehrheit der Meinungsbildner „dem sich hartnäckig haltenden Vorurteil, dass mit grünen Aktien und Fonds kein Geld zu verdienen sei“, heißt es bei Kothes Klewes. Als „grüne Aktien“ betrachtete man dabei die Wertpapiere solcher Unternehmen, die umweltfreundliche Güter oder Dienstleistungen produzieren und sich an den Kriterien des Dow Jones Sustainability Group Index (DJSGI) orientieren.
Der Schweizer Vermögensverwalter SAM hatte dazu in Partnerschaft mit der amerikanischen Nachrichten- und Wirtschaftsagentur Dow Jones einen weltweiten „Elite-Index“ entwickelt. Aufgenommen werden nur Firmen, die in ihrer jeweiligen Branche in Sachen Nachhaltigkeit beispielgebend sind – jedoch nur im Vergleich zur Branchenkonkurrenz. Die Kandidaten stammen aus dem Topf der rund 2.000 größten Aktiengesellschaften der Welt, wie sie im Dow Jones Global Index vertreten sind, darunter Papiere wie Shell oder VW, die in einem strengen Ökofonds nicht zu finden wären.
Die befragten Medienvertreter übrigens waren mit 84 Prozent von der Bedeutung von Öko-Aktien stärker überzeugt als die Führungskräfte der Wirtschaft (75 Prozent). Bei Kothes Klewes rät man angesichts dieses Meinungsbarometers den Banken und Versicherungen, sie sollten „verstärkt auf grüne Anlageprodukte setzen“. Neben dem „ideellen Engagement für den Umweltschutz und einem guten Geschäft“ locke hierbei auch noch „ein positives Image für das Unternehmen“. Kurzum: „Nachhaltige Kapitalanlagen versprechen ansehnliche Gewinne und ein gutes Gewissen für den Anleger.“
Wer allerdings einige Zahlen des vergangenen Jahres vor Augen hat, spricht von „Vorurteil“ schon längst nicht mehr. So hatte beispielsweise der Natur-Aktien-Index NAI in der Vergangenheit weit besser abgeschnitten als manche konventionellen Indizes: Im Rekordjahr 2000 stieg der NAI um 48,9 Prozent und ließ damit den Weltindex MSCI weit hinter sich. Dabei wählt ein Expertenausschuss nach ökologischen und sozialen Maßstäben aus, welche Unternehmen in den NAI aufgenommen werden.
Vor zwei Monaten brachte die Hamburger Securvita Finanzdienstleistungen GmbH den internationalen Öko-Aktienfonds GreenEffects auf den Markt, der als erster und bislang einziger Fonds den Natur-Aktien-Index nachbildet. „Seit seinem Start am 10. Mai ist der Kurs von GreenEffects um 3 Prozent von 99,28 auf 102,25 gestiegen“, weiß Securvita-Sprecher Norbert Schnorbach. „Im gleichen Zeitraum ist der DAX um mehr als 4 Prozent gesunken.“ Und zwischen dem Jahresanfang 2000 und Ende Juni 2001 sei der Natur-Aktien-Index um 36 Prozent gestiegen, der konventionelle Weltindex MSCI verzeichnete ein Minus von 23,6 Prozent. „Nachhaltige Geldanlagen mit eher vagen blassgrünen Auswahlkriterien kommen bei weitem nicht an die positive Entwicklung des NAI heran“, so Schnorbach. Der Dow Jones Sustainability Group Index verharre ebenso wie der neue FTSE-Ethik-Index auf ähnlich mäßigem Niveau wie der konventionelle MSCI. Beim GreenEffects hingegen und beim Natur-Aktien-Index bewahrheite sich das gesteckte Ziel: „Ökologisches Wirtschaften lohnt sich auch an der Börse.“
Diese Erfahrung machte man auch in Bonn. Das von Murphy & Spitz Umwelt Consult betreute Umwelt-Aktiendepot Deutschland verdreifachte im vergangenen Jahr nahezu seinen Wert und legte von Januar bis Dezember um gut 191 Prozent zu. Das Portfolio enthält börsennotierte Unternehmen sowie außerbörslich gehandelte Wertpapiere und gewann vor allem durch den Anstieg von Energiepapieren wie Umweltkontor Renewable Energy AG und Solar World AG. Das Umwelt-Aktiendepot Welt legte immerhin um 112 Prozent zu.
Als „Schlüssel zum Erfolg nachhaltiger Kapitalanlagen“ nannten 90 Prozent der im Auftrag von Kothes Klewes Befragten „die Aufklärung der Verbraucher“. Dabei hätten für 88 Prozent die „Qualität der Beratung eine entscheidende Rolle“ gespielt. 82 Prozent hielten auch „die Seriosität und Glaubwürdigkeit der Angebote und Anbieter für ausschlaggebend. Insofern würden also „kommunikative Aspekte als entscheidende Faktoren für den Erfolg grüner Aktien angesehen“ und nicht allein die Fragen „nach Rendite, Portfolio und Sicherheit“, heißt es bei den Kommunikationsexperten von Kothes Klewes. Nachhaltige Kapitalanlagen seien „erklärungsbedürftiger als andere Aktien“, kommentierte der Chief Executive Officer, Gregor Schönborn. Banken und Versicherungen müssten als Anbieter solcher Aktien und Fonds „den Verbrauchern klarer darlegen, worum es dabei geht, und vor allem, dass es sich lohnt, in diese Anlageform zu investieren“.
Dazu werden sie spätestens im nächsten Jahr hinreichend Gelegenheit haben – auch wenn der Verbraucher vielleicht zunächst gezielt danach fragen muss: Im Zuge der Rentenreform sind Anbieter von den durch den Staat geförderten Rentenprodukten verpflichtet, offen zu legen, wo die Unternehmen die eingezahlten Beiträge ihrer Versicherten anlegen. Wer sich dann für einen Versicherer entscheidet, der vorwiegend umweltfreundlich investiert, stützt den langwierigen Weg von der umweltschädlichen zur ökologischen Wirtschaftsweise. Allerdings sollte man den Unternehmen auch mitteilen, dass man genau darauf sehr achtet. ALO
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen