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Gefestigte rechtsextreme Szene

In und um Königs Wusterhausen können Neonazis seit Anfang der 90er-Jahre fast ungestört agieren. Erst vor zwei Wochen gab es einen Brandanschlag auf ein linkes Jugendfestival. Die Polizei ermittelt aber nur zögerlich

In Königs Wusterhausen und Umgebung, zu der auch Wildau gehört, gibt es eine „seit Jahren gefestigte rechtsextreme Szene“. Das sagt selbst Heiko Homburg, Sprecher des Brandenburger Innenministers Jörg Schönbohm (CDU). 13 rechte Straftaten, darunter zwei Gewaltdelikte, hat die Polizei nach ihrer Zählweise allein im Stadtgebiet Königs Wusterhausen im vergangenen Jahr registriert.

Dass das Problem in der 17.500-Einwohnerstadt südöstlich von Berlin auch ein Polizeiproblem ist, sagt Homburg selbstverständlich nicht. Jüngstes Beispiel: Zwei Wochen vor dem gestrigen Brandanschlag auf das Roma-Lager schleuderten unbekannte Täter mitten in der Nacht Molotowcocktails auf die Bühne eines linken Jugendfestivales gegen Rassismus. Nur durch Zufall blieben die auf der Bühne schlafenden Ordner unverletzt. „Noch während des Angriffs wurde die Polizei per Handy verständigt“, sagt Carmen Collberg von der Königs Wusterhausener Antifa Offensive KAO. „Als die Beamten 15 Minuten später kamen, waren sie völlig desinteressiert. Wir mussten sie noch dazu auffordern, Spuren zu sichern.“ Sie sieht in den Brandanschlägen „eine neue Qualität rechten Terrors in einer Region, in der Pöbeleien und Körperverletzungen gegen alle, die nicht ins rechte Weltbild passen, seit Jahren zum Alltag gehören“.

Daran hat sich auch nach der spektakulären Enttarnung des langjährigen Königs Wusterhausener Neonazi-Aktivisten Carsten Sczcepanski als Informant des brandenburgischen Verfassungsschutzes im vergangenen Sommer wenig geändert. Zwar ist die „National Revolutionäre Zelle“ (NRZ) von Neonazis aus Brandenburg und Berlin, die in der Kleinstadt mit Rohrbomben gegen Linke vorgehen wollte, von den Sicherheitsbehörden enttarnt worden, bevor sie loslegen konnte. Nur ein NRZ-Mitglied wurde zu einer Haftstrafe verurteilt, die anderen kamen mit Bewährung davon.

Schon Anfang der 90er-Jahre galt Königs Wusterhausen mit einem der größten Stützpunkte der inzwischen verbotenen Nationalistischen Front (NF) als Spielwiese für Berliner Neonazis und ihre Brandenburger Gesinnungsgenossen, auf der sie weitgehend ungestört blieben. Damals war man bei der Wahl der Mittel nicht zimperlich: Auf den Brandanschlag gegen das leere Asylbewerberheim in Dolgenbrodt folgten zahllose brutale Übergriffe auf Asylbewerber und linke Jugendliche. Immer wieder kritisierten Rechtsanwälte der Opfer die mangelnden Ermittlungen der Polizei. Mit verbotenen Skinheadkonzerten wurde Nachwuchs rekrutiert, und in der Kameradschaft „United Skins“ sammelten sich sowohl die Neonazis der Wendegeneration als auch ihre jüngeren Nachfolger. Zuletzt marschierten sie im Juni 2000 mit 700 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet durch die Stadt. Heute ist es vor allem der NPD-Kreisverband Dahme-Spreewald, der die Szene auch in den Dörfern rings um Königs Wusterhausen zusammenhält. HEIKE KLEFFNER

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