Die Deiche brechen noch

Das Hochwasser in Polen forderte bislang 14 Tote. Erneute Deichbrüche in Kamien und Warschau. EU-Kommission unterstützt Hochwasseropfer mit 15 Millionen Euro

WARSCHAU dpa/rtr ■ Im polnischen Hochwassergebiet war auch gestern keine Entwarnung in Sicht. Bei Kamien im Süden des Landes brach ein weiterer Weichseldeich auf einer Länge von rund 20 Metern. Glück im Unglück hatten 25 Hilfskräfte: Sie wurden gerettet, nachdem der vollgesogene Deich unter ihnen dem Druck der Wassermassen nachgegeben hatte.

Ein Feuerwehrsprecher bezeichnete die Lage in Kamien als sehr ernst. Es sei eine der dramatischsten Nächte seit Beginn des Hochwassers gewesen. Nach dem neuen Deichbruch mussten in mehreren umliegenden Dörfern 2.000 Menschen evakuiert werden. Bereits am Montag und am Sonntag waren zwei Deiche an der Weichsel gebrochen und hatten mehrere tausend Hektar Land überschwemmt. Bislang wurden mehr als 15.000 Menschen vor den Fluten in Sicherheit gebracht.

Die Flutwelle der Weichsel erreichte in der Nacht zum Dienstag die Hauptstadt Warschau. Wasser drang durch einen undichten Deich. Über den Umfang des Lecks und die mögliche Gefährdung im Stadtteil Tarchomin wurden zunächst keine Angaben gemacht. Tausende Schaulustige versammelten sich, um die Überflutungen zu beobachten. Ein Zuschauer stürzte ins Wasser und ertrank. Die Zahl der Toten erhöhte sich damit auf 14.

Die EU-Kommission will die Opfer des Hochwassers in Polen mit 15 Millionen Euro unterstützen. Der für die Erweiterung zuständige Kommissar Günter Verheugen erklärte gestern, er wolle die Hilfszahlungen für den EU-Beitritt des Landes um diese Summe aufstocken. Mit dem Geld sollten die vom Hochwasser zerstörten Gebiete beim Wiederaufbau unterstützt werden.