: Kritik an Plänen zur Weser-Vertiefung
■ Bremen will die Außenweser weiter ausbaggern lassen: 36 Schiffe mussten im Jahre 2000 auf die Tiede warten. Naturschützer vom BUND strikt dagegen, Grüne kritisieren geringen Nutzen
„Wenn es um die Auswirkungen der geplanten Weser-Vertiefung geht, scheint das Bremer Umweltressort im Senat auf Tauchstation zu gehen“, kritisiert der Bremerhavener Bürgerschaftsabgeordnete Manfred Schramm (Grüne) die zuständige Umwelt-Senatorin Christine Wischer (SPD). Anlass der Kritik: Die Fraktion der Grünen hatte vom Senat Auskunft verlangt über die Bewertung der ökologischen Folgen der letzten Weservertiefung auf 14,50 Meter unter SKN („Seekartennull“), bevor nun die nächste Ausbaggerung politisch beschlossen wird. Die Antwort des Senats, der die Umweltsenatorin zugestimmt hatte, verweist nur darauf, dass es „erhebliche Beeinträchtigungen“ der Ökologie gebe, eine Bewertung aber nicht möglich sei.
Die Grünen haben nicht nur ökologische Bedenken. Auch ökonomisch müsse es eine „Kosten-Nutzen-Analyse“ geben, fordert Schramm, da in Wilhelmshaven ein Tiefwasser-Hafen für die ganz großen Containerschiffe gebaut werden soll. Die letzte Weser-Vertiefung hat rund 110 Millionen Mark gekostet – die Folgekosten sind dabei „noch nicht ermittelt“, wie auch der Senat einräumt.
Da die Vertiefung der Bundeswasserstraßen vom Bund bezahlt werden, hat das Land Bremen nur den ökonomischen Nutzen davon. Bei der derzeitigen Wassertiefe von 14,50 Meter unter SKN mussten im vergangenen Jahr genau 33 auslaufende Container-Schiffe – von circa 700 Riesen mit einer Tiefe über 10 Metern – auf höhere Wasserstände warten. Die „Dauer der Wartezeit“ ist nicht bekannt, da sie aus den Angaben der Lotsen nicht hervorgeht. Die überwiegende Zahl dieser 33 Schiffe hatte einen Tiefgang zwischen 12,6 und 13 Metern; für die Reeder ist es offenbar preiswerter, etwas zu warten als die teuren Schlepper zu ordern. Bei den einlaufenden Schiffen kennt der Bremer Senat außerdem drei Fälle, in dem die Tiefe von 14,50 Metern zum Problem wurde. Meist sind einlaufende Schiffe schon in Rotterdam teilweise abgeladen worden. Von den einlaufenden Schiffen hatten nur drei im Jahr 2000 einen Tiefgang von mehr als 12,6 Metern.
Die Naturschützer vom BUND sind schon bei der Vertiefung auf 14,50 Meter grundsätzlich dagegen gewesen. „Die Auswirkungen der Vertiefung der Fahrrinne sind gravierend und irreversibel“, sagt BUND-Geschäftsführer Joachim Seitz. Im gesamten Tiede-Niedrigwasser-Bereich komme es zum Beispiel zu einer Grundwasser-Absenkung bis in die Wümme-Niederungen hinein. „Das lässt sich nicht ausgleichen“, kritisiert Seitz. Gegen eine weitere Vertiefung werde man sich daher „ganz massiv“ stellen.
Eine andere Auswirkung: Im Bereich der Weser-Mündung kommt es zur Verschlickung. Die Gemeinde Butjadingen, die vom Tourismus lebt, hat daher jetzt eine Klage gegen den Bau des CT IIIa eingereicht, weil dafür noch einmal hunderttausende von Tonnen Schlick verklappt werden sollen. Für das Bremer Hafenamt ist dieser Zusammenhang nicht erwiesen.
Darüber kann BUND-Sprecher Seitz nur lächeln: eine „Schutzbehauptung“ sei das, den Zusammenhang zu bestreiten sei lächerlich. Insbesondere wenn die Fließgeschwindigkeit der Weser erhöht wird, würde das Wasser in den Randbereichen nicht mehr so stark fließen – dort lagert sich infolgedessen der Schlick ab.
Der Bürgermeister von Butjadingen, Rolf Blumenberg, hat grundsätzlich nichts gegen die Interessen Bremerhavens, am Container-Wettbewerb teilzunehmen – „aber nicht auf unsere Kosten“. Der Fedderwarder Priel, die „Lebensader“ von Butjadingen, müsse regelmäßig ausgebaggert werden, das ist die Forderung der Gemeinde. An das geplante Container-Terminal „CT IV“ in Bremerhaven mag er dabei noch gar nicht denken: „Das ist ein noch größerer Eingriff“. K.W.
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