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Urne voll getankt

Wie meistert man einen erhofften Ölboom? São Tomé findet die Lösung: Der reichste Mann wird Präsident

BERLIN taz ■ Der kleine Inselstaat São Tomé und Principe im afrikanischen Golf von Guinea hat eine große Zukunft. Die Ölförderung soll den 160.000 Einwohnern der ehemaligen portugiesischen Kolonie Reichtum bringen und das kriselnde traditionelle Exportprodukt Kakao ablösen. Pünktlich zum Beginn der Ölprospektionen haben die 67.000 Wahlberechtigten am Sonntag den 43-jährigen Geschäftsmann Fradique de Menezes zum Präsidenten gewählt. Der größte Unternehmer des Landes siegte im ersten Wahlgang mit 56,3 Prozent der Stimmen.

Mit seinem Image des steinreichen Populisten und seinen Wahlplakaten, auf dem er grinsend vor dem Hintergrund schwimmender Ölplattformen erschien, war Menezes die eindeutige Alternative zu seinem marxistischen Gegenkandidaten Pinta da Costa. Der hatte das Land mit seiner „Befreiungsbewegung von São Tomé und Principe“ (MLSTP) von der Unabhängigkeit 1975 bis 1991 regiert und träumte jetzt, nach zehn Jahren Herrschaft der „Unabhängigen Demokratischen Allianz“ (ADI) unter Miguel Trovoada, von der Rückkehr an die Staatsspitze. Nun bekam da Costa nur 38,7 Prozent, die ADI bleibt mit einem frischen Gesicht an der Macht.

Das hat regionale Auswirkungen. Da Costa ist ein Freund der ehemals marxistischen Herrscher von Angola weiter südlich an Afrikas Atlantikküste. Menezes und die ADI pflegen hingegen enge Beziehungen zu São Tomés nördlichen Nachbarn Nigeria. Nach langem Streit um Unterwasserölfelder im Golf von Guinea zwischen Nigeria und São Tomé schlossen die beiden Länder im Frühjahr 2001 ein Grenzabkommen, das seither die bilateralen Beziehungen hat aufblühen lassen. So ist der Sieg von Menezes in São Tomé ein Sieg für Nigeria im Wettbewerb mit Angola um die regionale Vorherrschaft im Ölgeschäft. D.J.

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