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Torfkörper auf dem Trockenen

■ Im künftigen Naturschutzgebiet Moorgürtel steht das Wasser so, dass es vor allem für die Bauern gut ist

Der Botanische Verein hat kritisiert, dass die Wasserstände im künftigen Naturschutzgebiet Moor-gürtel zu niedrig lägen. Seit 1962 sind sie in zwei Schritten auf bis zu 80 Zentimeter unter Normalnull gesenkt worden. Der Versuch, im Moorgürtel Ausgleichsmaßnahmen für die Zerstörung Altenwerders umzusetzen, sei unter diesen Voraussetzungen „zum Scheitern verurteilt“, schreibt der Vorsitzende Horst Bertram.

Nach Ansicht des Vereins ist der Wasserhaushalt „der Dreh- und Angelpunkt aller Schutzbemühungen“ im Moorgürtel. Im ergänzenden landschaftspflegerischen Begleitplan über den Ausgleich für Altenwerder vom 27. Juni 2001 fand Bertram hierzu wenig erbauliche Feststellungen: „Seit der großen Sturmflut 1962 wurde der allgemeine Wasserstand um etwa 30 bis 50 Zentimeter abgesenkt, so dass häufig nicht wasserführende Gräben im Raum anzutreffen sind.“ An einer anderen Stelle wird darauf hingewiesen, dass diese Gewässer als Fischerschon- und -sperrgebiet ausgewiesen und nach einer EWG-Richtlinie als „schützenswert und verbesserungsbedürftig“ eingestuft worden seien.

Trotzdem erlaubte die Baubehörde 1988 auf Wunsch von Landwirten eine weitere Senkung des Wasserstandes: Die Pumpen sollten bei einem Stand von 50 Zentimetern unter NN anspringen und erst bei 80 Zentimetern unter NN abschalten dürfen. Weitere Probleme liegen dem Papier zufolge in der Überdüngung der Wasserläufe und in der Grundwasserförderung, die den Torfkörper sowie die Moorvegetation gefährde.

Erst im Mai hat die Umweltbehörde die Unterlagen für eine Ausweisung von Teilen des Moorgürtels als Naturschutzgebiet ausgelegt (taz hamburg berichtete). Mit 738 Hektar soll es das viertgrößte Gebiet dieser Art in Hamburg werden. Doch eine Verbesserung für die Natur wird es damit nicht geben. Lediglich ein Teil des Gebiets soll als Ausgleichsmaßnahme für die Zerstörung Altenwerders aufgewertet werden. Geplant ist, 40 Prozent der Gewässer, Wiesen und Obstbrachen, die dort verloren gegangen sind, durch Verbesserungen im Moorgürtel zu ersetzen.

Das Schutzgebiet dagegen schreibe bloß den heutigen Zustand fest, räumt Ina Heidemann von der Umweltbehörde ein: „Der Status darf sich nicht verschlechtern.“ In einem zweiten Schritt müsse jetzt geklärt werden, wie das Gebiet bewirtschaftet werden könne, um die Wasserstände langfristig zu sichern. Das Grundwasserproblem sei imÜbrigen bereits 1991 gelöst worden. Warum es der Begleitplan als solches aufführt, ist eine offene Frage. Gernot Knödler

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