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„Zumutung“ oder „schönste Marke“?

■ Bremer Graphiker versündigen sich per Briefmarken-Entwurf am Kölner Dom, meinen die Kölner / Stellungnahme erst am Montag

„Das ist eine Zumutung für uns, so etwas als Briefmarke herauszugeben.“

Kölns Dompropst Bernard Henrichs gilt gemeinhin als weltoffen und humorvoll (vergessen wir mal den Ärger um den Christopher-Street-Day auf der Domplatte) – aber wenn es um „seine“ Kirche geht, hört der Spass schnell auf. Dabei ist der Anlass für den Zorn des Gottesmannes denkbar klein: Gerade mal 2,1 mal 2,5 Zentimeter misst die neue Dauermarke mit den weltbekannten Kölner Domtürmen, die am Donnerstag kommender Woche an die Filialen der Post ausgeliefert werden soll.

Genau dies will das Domkapitel nun verhindern. Auf der Marke zu 4,40 Mark (2,25 Euro) sei der Dom falsch dargestellt, beschwerte sich Henrichs am Donnerstag hochoffiziell in einem Brief an Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD). Auf einen Nenner gebracht werfen Henrichs und weitere Kölner Kritiker den Marken-Machern unzulässige Vereinfachung vor nach dem Motto „Zwei Türme – das ist immer der Kölner Dom“.

Doch die Marke zeige den Kölner Dom nicht in seiner vollendeten heutigen Form. Der Darstellung liege nämlich eine Planung aus dem Jahr 1831 zu Grunde, die überhaupt nicht realisiert worden sei. Als „großen Fehler“ wird gewertet, dass auf der Marke zwischen den beiden großen Domtürmen ein kleiner, gleichwohl massiver dritter Turm abgebildet ist. Dieser jedoch sei zwar weiland geplant, aber nie gebaut worden.

Die Kölner Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner legte am Mittwoch in einem weiteren Brief an Eichel nach: Die Graphiker hätten den 1831 gedruckten Entwurf als Vorlage für die Marke „ganz offenbar nicht verstanden, sie haben den Unterbau des Vierungsturmes zu einem Teil der Domfassade gemacht“.

Da auf der Marke auch noch der untere Teil der Fassade abgeschnitten wurde, „entspricht die Darstellung nicht mehr dem ausgeführten Dom“. Dompropst Henrichs: „Auch mit Entschuldigungen künstlerischer Freiheit lässt sich eine solche Ansicht des Domes nicht begründen.“

Das Eichel-Ministerium freilich will die Kritik aus Köln nicht gelten lassen. Ministerialrat Kurt Rekittke rückte auf Nachfrage zunächst einmal die Maßstäbe zurecht: „Es handelt sich um eine kleine Dauermarke, auf der nicht viel Platz ist.“ Zudem seien die ausführenden Graphiker Sibylle und Fritz Haase aus Bremen anerkannte Fachleute von ausgezeichnetem Ruf. „Sie haben den Kölner Dom auf kleinster Fläche in hervorragender Weise abgebildet.“

Trotz des Missmuts in der Domstadt bestehe kein Anlass, die Auslieferung der Marken zu stoppen. Im übrigen habe er sich angesichts des Streits einmal alle früheren deutschen Briefmarken mit Darstellungen des Kölner Doms angeschaut. Danach stand für Rekittke fest: „Keine ist so schön wie die, die wir jetzt herausgeben.“

Eine Stellungnahme des Künstlerpaars, das im Schnoor ein 25 Kopf starkes Büro unterhält und schon manche Marke enworfen hat, , ist wegen Urlaubsabwesenheit erst am Montag zu erwarten. Die taz bleibt dran.AFP/taz

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