: Sanfter Nahkampf in Altona
Proteste zwingen am Samstag die rechtsextreme DVU zur Flucht – trotz einsatzfreudiger Polizei, die sieben Protestierer festnimmt ■ Von Peter Müller
Die Straßen im Stadtteil Altona sind ein heißes Pflaster für rechte Parteien, wenn diese versuchen, ihre nationalistische Propaganda unters Volks zu bringen. Das muss-te nach der NPD nun auch der Hamburger Chef der rechtsextremen „Deutschen Volksunion“ (DVU) Heinrich Gerlach erkennen, als er am Samstag mit einer Hand voll Leuten einen Infotisch in der Neuen Großen Bergstraße aufbaute. Trotz massiven Polizeiaufgebots mussten die Rechten nach kurzer Zeit die Flucht antreten.
Schon von Beginn an scheint die Aktion zum Scheitern verurteilt. Zwar haben sich starke Polizeieinheiten rechtzeitig zum DVU-Schutz postiert, doch schon beim Aufbau des Standes werden sie überrumpelt – der Stand fällt um, Polizisten nehmen einen Migranten als Täter fest.
Wenig später Chaos in der Einkaufszone. Als an mehreren Punkten Parolen „Nazis raus, Nazis raus“ ertönen und einige Rechte auf dem Weg zum Treff bedrängt werden, kommt es zu Jagdszenen. Hektische PolizistInnen attackieren vermeintliche DVU-GegnerInnen – zum Teil mit hysterisch jaulenden Polizeihunden. Gerangel, Geschubse, ein Polizist purzelt zu Boden. Festnahmen scheitern aber zum Teil an der Gegenwehr.
Dann zieht sich die Polizei rund um den DVU-Stand zurück. Dieser wird – nach dem zuvor einige ProtestlerInnen Propaganda-Material zerreißen konnten – hermetisch abgeriegelt. Immer wenn ein Trillerpfeifenkonzert der über 150 Protes-tiererInnen ertönt, flippen die Polizeihunde erneut aus. Vereinzelt fliegen auch Eier und Tomaten. „Gerlach mach das Mikro an und heiz uns endlich an“, provozieren einige Leute.
Nach 45 Minuten bläst der DVU-Chef genervt zum Rückzug. Die PolizistInnen eskortieren die Rechten durch die noch weiter angewachsene Menge zu deren Autos. Erneut sanfter Nahkampf: Gedrängel, Geschubse und Gerempel. Gerlach trägt eine Infotisch-Leiste in der Hand als Schlaginstrument. Ein DVUler verliert die Nerven, springt einen Mann an und nimmt ihn in den Schwitzkasten. Protestler gehen dazwischen. Nur schwer gelingt es den PolizistInnen, die altonaer Poststraße für die Autos freizumachen: Insgesamt sieben Festnahmen wegen Widerstand und Sachbeschädigung, bis Gerlach und Gefolgschaft mit quietschenden Reifen über eine rote Ampel an der Kreuzung davonbrausen.
Die DVU um den millionenschweren Verleger Gerhard Frey hat die Hamburg-Wahl am 23. September zur Schwerpunktwahl erkoren. Derartige Infostand-Auftritte sind die Legitimation, schon jetzt offiziell tausende Plakate mit nationalen Parolen in der Stadt aufzuhängen.
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