: Prost Mahlzeit!
Nach der Privatisierung herrscht in der Küche der Uniklinik Eppendorf das Chaos. Weiterhin Unklarheit über die Folgen ■ Von Kai von Appen
Neue Chaos-Meldungen aus dem Universitätsklinikum Eppendorf (UKE): Nachdem die Klinik-küche privatisiert wurde, um Kos-ten zu dämpfen, ist nun der Verpflegungsnotstand ausgebrochen. In der Personal-Kantine herrschen katastrophale Zustände, und auch unter den PatientInnen mehren sich nach Informationen der taz hamburg Beschwerden über die Verpflegung. „Die Privatisierung der Küche sollte ein Muster für die Verselbständigung werden“, sagt ein Insider, „jetzt können wir nur erahnen, was da auf uns zukommt.“
Zum 1. August sollte die Klinicküche in die privatisierte Gesellschaft „Klinik Gastronomie Eppendorf GmbH“ (KGE) überführt werden. 51 Prozent an der Firma hält das UKE, 49 Prozent ein Düsseldorfer Investor. Die über 50 fes-ten MitarbeiterInnen der Klinik-küche sollten, so sieht es ein Überleitungstarifvertrag vor, von der neuen KGE übernommen werden – allerdings zu geringeren Löhnen, was wiederum UKE-Sprecherin Marion Schafft dementiert.
43 MitarbeiterInnen widersprachen jedoch ihrer Versetzung, was zu einem personellen Notstand führte. Die KGE versuchte diesen zwar durch das Anheuern von 70 neuen Leuten zu umschiffen, doch das Chaos konnte nicht verhindert werden. Es werde nichts Eigenes mehr produziert, sondern es würden nur noch Fertigprodukte eingekauft und mit Soßen zusammengerührt. Im so genannten Kasino – der Kantine für Personal – ist der Service miserabel, die Wartezeit lang und das Angebot reduziert. Die Klinikleitung wirbt seit gestern mit Flugblättern um Verständnis, weil nur noch „10 Prozent der mit den Gegebenheiten vertrauten Mitarbeiter vorhanden sind“, verspricht aber Abhilfe.
Indes versucht sie durch Änderungskündigungen die 43 ehemaligen KüchenmitarbeiterInnen im Bereich Reinigung und Transport unterzubringen – natürlich zu schlechteren Bedingungen. Da es auch gegen diese Bestrebungen betrieblichen Widerstand gibt und nur einem kleinen Teil der Kräfte neue Verträge abgenötigt werden konnten, sind vorerst Dutzende MitarbeiterInnen bei vollen Bezügen nach Hause geschickt worden.
Angesichts solcher Verhältnisse wächst die Unruhe unter den 6000 UKE-MitarbeiterInnen vor den Verselbständigungsplänen der grünen Wissenschaftssenatorin Krista Sager. Überall in der Stadt tauchen seit einigen Tagen Aufkleber auf Wahlplakten der GAL-Spitzenkandidatin auf: „UKE-VER-sager“. Das Verselbständigungsgesetz vom rot-grünen Senat soll Anfang September in zweiter Lesung durch die Bürgerschaft gepaukt werden. „Wir wissen nicht, was auf uns zukommt“, empört sich eine UKE-Schwester, „wir werden von den Verantwortlichen über die Folgen im Unklaren gelassen.“
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