Teufelskreis Blutrache

betr.: „Liquidation wie bei der Mafia“, taz vom 2. 8. 01

Angesichts der täglichen Fernsehbilder scheint dieser Konflikt, mehr noch als in Nordirland oder in Exjugoslawien, unlösbar zu sein.

Die Fundamentalisten haben das Sagen, von einer gemäßigten Position ist nichts zu erkennen. Auf der einen Seite muss das Existenzrecht der Israelis anerkannt werden. Dazu gehört auch ein ungehinderter Zugang zu Jerusalem und ein angemessenes Siedlungsgebiet. Die Siedlungen inmitten der Palästinensergebiete sind jedoch unerträglich und auch deren Verteidigung scheint nicht zu rechtfertigen zu sein.

Wer mit der Bibel auf der einen und dem Koran auf der anderen Seite argumentiert, nimmt sich jeden Spielraum für den doch eines Tages kommenden Kompromiss. Dass beide Seiten schmerzhafte Zugeständnisse machen müssen, dass ihre politische Führung das zwar weiß, aber ihrem Volk nicht sagen kann oder will, das ist das wahrscheinlich größte Dilemma, aus dem im Moment kein Entrinnen möglich scheint. Sicherheit in Israel wird es ebenso wenig geben wie menschenwürdige Zustände in den Palästinensergebieten, solange der Teufelskreis der gegenseitigen Blutrache nicht durchbrochen wird. ADRIAN DILL, Mainz