: Kofi Annans kluger Aids-Kommissar
Crispus Kiyonga, neuer Chef des UN-Aids-Fonds und zugleich Ideologiewächter in Uganda
BERLIN taz ■ Einen Besseren hätte die UNO kaum finden können. Als langjähriger Gesundheitsminister von Uganda, Erfolgsmodell beim Kampf gegen die Ausbreitung von HIV/Aids, ist Crispus Kiyonga der ideale Leiter des neuen „Global Aids and Health Fund“ der UNO. Einst von UN-Generalsekretär Kofi Annan auf 10 Milliarden Dollar angelegt, hat der Fonds bis zu Kiyongas Ernennung am 30. Juli genau kümmerliche 1.394.041.068 Dollar erreicht. Bis Dezember hat Kiyonga nun Zeit, das fehlende Geld zu finden und Möglichkeiten festzulegen, es auszugeben.
Als Gesundheitsminister Ugandas von 1996 bis Juli 2001 war Kiyonga verantwortlich für die Weiterführung der Aids-Präventionsprogramme, die Uganda schon Anfang der 90er-Jahre als eines der ersten Länder Afrikas einführte. Zwischen 1995 und 1999 sank die HIV-Infektionsrate in Uganda von 18 auf 8,3 Prozent. Bei schwangeren Teenagern gab es zwischen 1992 und 1998 sogar einen Rückgang von über 20 auf unter 5 Prozent.
In letzter Zeit spielte Uganda auch eine Vorreiterrolle bei der Behandlung von Aidskranken. In gemeinsamer Forschung von Uganda und den USA wurde 1999 das Aidsmedikament Nevirapin entwickelt, das AZT bei der Behandlung HIV-positiver Schwangerer ersetzt und 3 Dollar statt 800 kostet. Als eine seiner letzten Amtshandlungen beschloss Kiyonga im Juli, in jedem Distriktkrankenhaus des Landes ein Aidszentrum einzurichten, in dem Nevirapin sogar kostenlos vergeben werden kann. Damit soll die Zahl der HIV-positiv geborenen Babys in Uganda, die derzeit noch bei 35.000 im Jahr liegt, um ein Drittel gesenkt werden. Dieses Jahr ist Uganda außerdem Schauplatz von Afrikas erstem Testlauf für einen Aids-Impfstoff. Positiv bewerten Experten auch Kiyongas besonnenes Handeln Ende letzten Jahres, als der gefürchtete Ebola-Virus in Uganda 173 Menschen tötete.
Möglich ist all dies nur gewesen, weil der ausgebildete Mediziner Kiyonga ein bedingungsloser Anhäger von Ugandas Präsident Yoweri Museveni seit dessen Zeiten als Guerillaführer in den 80er-Jahren ist. Damit genoss er immer Rückendeckung. 1980 war er der einzige gewählte Abgeordnete von Musevenis damaliger Partei UPM (Ugandische Patriotische Bewegung), nahm aber seinen Sitz aus Protest gegen die Wahlfälschung durch Ugandas damaligen Präsidenten Milton Obote nicht ein.
Unter Musevenis Herrschaft seit 1986 vertritt Kiyonga in Ugandas Parlament den Wahlkreis Bukonzo-West in der westugandischen Region Kasese – ein instabiler, von Rebellen geplagter Teil des Rwenzori-Bergmassivs nahe der Grenze zu Zaire, dem heutigen Kongo. 1996 entging er bei Kämpfen an der zairischen Grenze nur knapp dem Tod. Eine Rebellengruppe des Bakonzo-Volks, die in seinem Wahlkreis aktiv ist und ein eigenes Königreich fordert, will Kiyonga sogar des Mordes anklagen, wegen eines ungeklärten Massakers an elf Menschen in Kasese kurz nach der Präsidentenwahl vom März dieses Jahres.
Einen Tag vor seiner Ernennung zum UN-Fondsleiter versetzte Präsident Museveni Kiyonga vom Posten des Gesundheitsminister zu dem des „Nationalen Politkommissars“ der regierenden NRM (Nationale Widerstandsbewegung) – ein Ideologiechef von Ugandas Regierungspartei. Diesen Posten behält er auch während seiner UN-Tätigkeit. DOMINIC JOHNSON
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