: Belgier schlucken Brauerei Beck’s
Interbrew gewinnt Bieterrennen mit Amerikanern und Schotten und kauft die Bremer Traditionsbiermarke für satte 3,5 Milliarden Mark. Damit ging in diesem Jahr schon die dritte große deutsche Brauerei an einen ausländischen Konzern. Betriebsrat fürchtet keinen Arbeitsplatzabbau
BREMEN taz ■ Eigentlich hatte die Brautschau der Bremer Brauerei Beck & Co. noch Monate dauern sollen, doch schon gestern früh war die Sensation perfekt. Das Beck’s-Schiff segelt künftig unter belgischer Flagge: Der Leuvener Brauriese Interbrew schluckt die Bremer für 3,5 Milliarden Mark. Erst vor kurzem hatten sich die 67 Beck’s-Gesellschafter entschlossen, die mit 5,7 Millionen Hektolitern Ausstoß viertgrößte Brauerei Deutschlands zu verkaufen: Im Weltmaßstab sei Beck (Jahresumsatz: 1,6 Milliarden Mark) zu klein, um langfristig profitabel arbeiten zu können.
Eigentlich war mit einem Verkauf erst zum Ende des Jahres gerechnet worden. Doch schon vergangene Woche wurden Techniker des Biergiganten aus dem belgischen Leuven an der Weser gesichtet. Ausschlaggebend war letztlich der Preis: Das Interbrew-Angebot war offenbar deutlich höher als die Offerten des US-amerikanischen Brauers Anheuser & Bush und der britischen Scottish & Newcastle. Am 1. Februar 2002 soll der Verkauf vollzogen sein.
Bislang war ein Preis von nur 2 Milliarden Mark für Beck & Co. kursiert. Allerdings ist die Marke eines der international bekanntesten Biere, 60 Prozent des Ausstoßes wird exportiert. „Wir sind der Mercedes unter den deutschen Bieren“, sagt Betriebsrat Günter Beneke. Beck’s werde weltweit als deutsche Marke identifiziert. Angst um die 3.700 Brauerjobs hat er deshalb nicht. „Ich bin sicher, dass weiterhin in Bremen gebraut wird.“
Auch in den Chefetagen von Beck & Co. scheint man trunken vor Freude: „Interbrew würde nicht so viel Geld investieren, wenn es mit Beck’s nicht sehr viel Geld verdienen wollte“, sagt Unternehmenssprecherin Ulrike Grünrock-Kern. Die Belgier besäßen mit „Stella Artois“ derzeit nur eine international bekannte Marke, Beck’s soll nun das Premium-Bier für Interbrew werden. Zudem hätten die Belgier funktionierende Vertriebskanäle in den USA, den Benelux-Staaten und Osteuropa. Das würde sich hervorragend mit der straken Beck’s-Position in Italien und Großbritannien ergänzen.
Der Deal ist nur ein Schritt im großen Biermonopoly, das sich derzeit auf dem deutschen Markt abspielt. Der Bierabsatz sinkt, dennoch ist das Land des Reinheitsgebotes mit 20 Milliarden Mark Umsatz im Jahr weltweit drittgrößter Markt. Noch gibt es 1.270 Brauereien mit 5.000 verschiedenen Biersorten zwischen Bodensee und Rügen. Mit Interbrew (weltweit 34.000 Mitarbeiter) kauft sich jedoch schon zum dritten Mal in diesem Jahr ein ausländischer Bierkonzern in Deutschland ein. In der Vorwoche hatten die Belgier bereits 80 Prozent der niederrheinischen Altbiermarke Diebels übernommen. Im Februar war der Beck’s-Konkurrent Heineken bei der bayrischen Bierholding Schörghuber („Paulaner“) eingestiegen. KAI SCHÖNEBERG
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