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Container für mehr Mobilität beim Wohnen

■ Seit gestern auf dem Gänsemarkt: Das Stilwerk präsentiert das Ergebnis eines Designwettbewerbs

Wenn ein Parkplatz frei wird, kommen sogleich Menschen vom Lande und besetzen den Raum mit provisorischen Übernachtungsgelegenheiten aus Pappkartons: Solche sozialen Horrorvisionen sind in Megastädten wie Sao Paulo real erlebbar. Die Fläche von zwei Parkplätzen nehmen die Wohncontainer ein, die seit gestern auf dem Gänsemarkt stehen.

Doch sie sind keine Notunterkunft, sondern das luxuriöse Ergebnis eines Designwettbewerbs. Ausgehend davon, dass immer mehr Menschen in der globalisierten Wirtschaft ständig an anderen Einsatzorten leben, wurde überlegt, was solchen Wirtschaftsnomaden außer Hotels, Mitwohnzentralen und den liegewagenabteilgroßen japanischen Schlafautomaten noch angeboten werden kann.

Der Ausstellungsmacher Otto Fröhlich hat ein komfortables Pri-vatmodul von 36 Quadratmetern zusammengestellt, das problemlos durch die Welt verschickt werden kann – in vier Überseecontainern: drei davon übereinander gestapelte Zimmer, im vierten eine aufwendige Treppen- und Balkonkonstruktion. Die ist als mitbenutzbarer Freiraum auch nötig, haben die Zimmer doch, um die Normfestlegungen für Überseecontainer nicht zu durchbrechen, keine Fenster.

Unter einer künstlichen Tageslichtdecke findet der moderne Edelnomade drei unterschiedlich private Raumeinheiten. Das Erdgeschoss ist mit einem von der Decke abgelassenen Konferenztisch auf Böcken und einer Kompaktküche eher auf Kommunikation ausgerichtet, der mittlere Bereich enthält das Bad, eine Ankleideabteilung, viel Stapelraum und den Steharbeitsplatz mit Computern und Bürobedarf. Und ganz oben regiert der Luxus eines großen und komfor-tablen Ruheraums mit Bett und Kunst.

Karawanserei ist der Name dieser Designvision. Dabei ist der Name kulturgeschichtlich eher unzutreffend, waren die orientalischen Karawansereien doch immobile, feste Hotelanlagen für die Fernkaufleute. Diese Karawanserei aber reist: Das Designkaufhaus Stilwerk hat sie auf eine Wanderausstellung nach Hamburg, Berlin und Düsseldorf geschickt.

Und im Stilwerk Hamburg, an der Großen Elbstraße, steht im Zusammenhang mit dem Thema Mobilität auch noch ein großer Reisekoffer mit einem komplett eingerichteten Badezimmer, samt Dusche, Waschbecken, Spiegeln und Klo. Aber dieses absurde Kleinbadezimmer ist eine Sanitärskulptur des in Vilnius geborenen Künstlers MK Kähne. Und sie relativiert etwas das Bestreben, Designluxus an Orte zu bringen, an denen es oft sogar an Notbehelfen für Flüchtlinge mangelt. Hajo Schiff

Karawanserei – Vom fröhlichen Leben unterwegs: Mo–Fr, 11–21 Uhr, Sa, 11–18 Uhr, So, 14–18 Uhr, Gänsemarkt; bis 21. August, Eintritt frei; www.karawanserei.com

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