piwik no script img

Hier baut Bremen ■ geballte Langeweile

Wenn die Reisebusse mit den Touristen in Bremen ankommen, dann gibt es klassische Highlights: Rathaus, Marktplatz, die niedlichen Puppenstuben-Häuschen im Schnoor, neuerdings die Zeile an der Schlachte. „Highlights“ aus dem 20. Jahrhundert gibt es kaum. Die Vahr sollte so etwas werden – und ist ein Beispiel dafür, wie man sich irren kann. Aber sollte sich Architektur deshalb im Mittelmaß verstecken?

Der Teerhof ist ein gutes Beispiel für dieses Auf-Nummer-Sicher-Gehen: Eher Langeweile wagen als einen Blickfang. Die bremischen Reihenhaus-Neubauviertel sehen alle so aus, Straße für Straße dieselbe Klinker-Trübsal, und man kann nur hoffen, dass bald ordentlich Grün darüber wächst.

„Airport City“ ist ein schönes Beispiel dafür, wie man Büroklötze nebeneinander reihen kann. Im Technologiepark wird dieses stadtgestalterische Prinzip „nur nicht auffallen“ mit dem Begriff der „Blockrandbebauung“ festgeklopft. Nur der Fallturm ließ sich nicht auf die im Bebauungsplan festgelegte „maximale Gebäudehöhe von 17,5 Metern“ reduzieren.

Ausbruchsversuche aus der geballten Langeweile sind in Bremen oft mit den Namen des Architekten Thomas Klump und des Bauunternehmers Kurt Zech verbunden. Welche Augenweide das „Universum“! Welche Attraktion wäre ein Café sechs Stockwerke über dem Siemens-Hochhaus gewesen! Welch nahe liegender Gedanke, dass im Technologiepark ein stadtarchitektonischer Höhepunkt fehlt, der von weitem sichtbar ist! Aber unsere große Koalition misst sich mit Achim und Kirchweyhe, nicht mit Hamburg – frei nach dem Motto: Unser Dorf ist schön genug.

Klaus Wolschner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen