: Es brummt in Baden-Württemberg
Ein Brummton nervt seit Monaten Schwaben und Badener. Das Umweltministerium in Stuttgart untersucht jetzt das „Phänomen“. Betroffene vermuten, es handle sich um Handygeräusche oder um Bohrungen im kanadischen Packeis
STUTTGART taz ■ Die Wirtschaft kann es nicht sein. Die brummt nicht mehr. Aber vielleicht doch noch ganz schwach im Schwabenland? In der Landeshauptstadt jedenfalls hören rund 200 Menschen permanent einen Brummton, den alle anderen nicht hören. Und der macht sie verrückt. Außerdem brummt es in den Großräumen Heilbronn, Freiburg, Ravensburg, Heidelberg und Ulm. Hunderte haben sich auch dort zu Wort gemeldet und über Schlafstörungen und über Störungen des allgemeinen Wohlbefindens durch den andauernden Brummton geklagt.
Der Ton sei ein „tieffrequentes Geräusch von relativ geringer Lautstärke“, wie der baden-württembergische Umweltminister Ulrich Müller (CDU) gestern nach der Auswertung von Fragebögen, die von den Brummtongeplagten in der Landeshauptstadt ausgefüllt worden waren, konstatierte. Müller lässt „das Phänomen“ jetzt ernsthaft untersuchen. Bis Oktober sollen weitergehende Aussagen zum flächenhaft auftretenden „Brummton“ vorliegen.
Daher will Müller jetzt nächtliche Messtrupps in die Wohnungen der Betroffenen schicken, wo dann alle Elektrogeräte ausgeschaltet sein müssen. Denn vielleicht brummen ja die Kühlschränke in großen Wohneinheiten kollektiv zu laut. Oder es laufen bei den tagsüber so fleißigen Schwaben nachts die Wäschetrockner heiß. Die Brummtonhörer werden dann noch von Ohrenärzten der Universitätsklinik in Tübingen untersucht.
Die Gepeinigten selbst machen sich schon lange ihre eigenen Gedanken. Da wurde schon einmal der Fernsehturm auf dem Killesberg für die Brummerei verantwortlich gemacht. Der ist aber unschuldig, weil er nachweislich nur ganz leise summt. Ein anderer glaubt, dass die permanente Schwätzerei in Millionen von Handys den ganzen Stuttgarter Talkessel bis hin zur Schwäbischen Alb in Schwingungen versetze, die dann den Brummton erzeugen. Und ein Dritter macht „Tiefenbohrungen“ im kanadischen Packeis für den Brummton in Stuttgart und Umgebung verantwortlich.
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
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