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Taliban pochen auf Scharia

Afghanistans islamistische Herrscher lassen ausländische SNI-Helfer nicht ohne Prozess frei. Tugendminister droht obendrein strenge Überwachung aller NGOs an

KARATSCHI rtr ■ Die Taliban haben gestern den Freispruch der acht Ausländer ausgeschlossen, die wegen „christlicher Missionierung“ in Afghanistan inhaftiert sind. Ein Gericht werde nach den Regeln der Scharia über ihr Schicksal entscheiden, sagte der Minister für Förderung der Tugend und Verhinderung des Lasters, Mohammad Wali, in Kabul. Ein Freispruch sei nur dann möglich, wenn den Ausländern die afghanische Haltung und Bekanntmachungen nicht geläufig seien oder sie das Vergehen irrtümlich begangen hätten, erklärte Wali. Damit zerschlugen sich Hoffnungen, die Shelter-Now-Helfer (SNI) könnten auf Grund von Dekret Nummer 14 bestraft werden, das bis zu zehn Tage Haft für „unerwünschte“ Ausländer sowie ihre Ausweisung vorsieht.

Die Religionspolizei hatte vor 12 Tagen 24 SNI-Mitarbeiter verhaftet, darunter vier Deutsche, zwei Australier, zwei US-Bürger und 16 Afghanen. Missionierung für das Christentum kann in Afghanistan mit der Todesstrafe geahndet werden.

Gestern wollte in der deutschen Botschaft in Pakistan nach Angaben des Auswärtigen Amtes die afghanische Unterstützer-Gruppe zusammentreffen. „Es gibt alarmierende Nachrichten aus Kabul, dass andere NGOs untersucht werden sollen“, sagte ein deutscher Diplomat. Das sei ein Grund mehr, das Problem der inhaftierten SNI-Mitarbeiter zu erörtern. Tugendminister Wali hatte angekündigt, alle ausländischen Einrichtungen und NGOs würden künftig strengstens wegen Verstößen gegen das Missionierungsverbot überwacht. Die Unterstützergruppe aus 15 UN-Mitgliedsstaaten und mehreren NGOs bemüht sich um eine Lösung des Bürgerkriegs in Afghanistan.

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