: Auf dem Olymp der Hanse
Olympische Spiele 2012 sollen in Hamburg stattfinden. Senat will Bewerbung prüfen, Handelskammer weiß schon, wie es gehen soll ■ Von Sven-Michael Veit
Zu Unrecht wäre Nikolaus Schües Präses der Hamburger Handelskammer, würde er nicht zuerst ans Geld denken. Nichts Geringeres als „das größte anzunehmende Konjunkturprogramm für Norddeutschland“ schwebt ihm vor. „100.000 Dauerarbeitsplätze“ entstehen vor seinem geistigen Auge, ein „um 5 Milliarden Dollar gesteigertes Bruttoinlandsprodukt“ und ein Profit von „250 bis 800 Millionen Dollar“.
Der Mensch, weiß Schües, lebt nicht vom Brot allein, auch Spiele müssen sein: Olympische Spiele, in Hamburg, in elf Jahren. Deshalb stellte er gestern sein Konzept für ein „Hanse-Olympia 2012“ in Hamburg und den vier „Hanseschwestern“ Lübeck, Bremen, Wismar und Rostock vor (ausführlicher Bericht Seite 7). Und forderte den rot-grünen Senat nachdrücklich auf, „ohne Wenn und Aber“ eine Bewerbung beim Nationalen Olympischen Komitee einzureichen.
Was SPD-Bürgermeister Ortwin Runde denn auch nur eine halbe Stunde später gehorsamst tat: Am 23. Oktober werde der Senat – welcher auch immer, schließlich ist zuvor noch Bürgerschaftswahl – entscheiden, ob Hamburg sich bewerbe, kündigte er an. Und ließ keinen Zweifel daran, dass die Entscheidung für Brot und Spiele ausfallen werde. Lediglich das Datum sei noch unsicher, es könne auch Olympia 2016 sein. Hamburger Sportbund und Handwerkskammer kündigten umgehend ihre „Unterstützung“ für die Pläne an, die SPD jubelte, die GAL forderte „ökologische Spiele“ und der Regenbogen „einen Volksentscheid statt Wirtschaftsentscheid“.
Dabei hat die Handelskammer schon sehr konkrete Vorstellungen von der Veranstaltung (siehe Abbildung). Ein Olympiastadion für 100.000 Zuschauer auf der Indus-triebrache Harburger Bahnhofslinse, ein Schwimmstadion beim jetzigen Übersee-Zentrum an der Norderelbe gegenüber der Hafen-City. Auf deren Südufer soll auf dem ehemalige Afrikakai das Olympische Dorf entstehen, in Wohnungen, die nach den Spielen Teil des ohnehin geplanten Wohnviertels würden, sowie auf Kreuzfahrern, die für die Dauer der Spiele zu chartern seien.
Vorhandene Stätten wie die Arena des Hamburger SV und die neue, benachbarte Halle im Volkspark seien „selbstverständlich“ Teile seines Konzeptes, stellte Schües klar, ebenso wie der Springderbypark in Klein Flottbek oder das Tenniszentrum am Rothenbaum. Segeln und sonstige Sportarten würden jedoch den Hanseschwestern überlassen.
In ein Detail allerdings müsste Schües sich noch vertiefen: Das Langstreckenschwimmen in der Oberalster bei Sasel. Und zwar ohne Alstervertiefung.
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