: Happy End in Guben
Die vietnamesische Familie Nguyen darf in Guben bleiben. Eine „Modellösung für ähnliche Fälle“ könnte sich anbahnen
BERLIN taz ■ Die vierköpfige vietnamesische Familie Nguyen kann in Guben bleiben. Nach tagelangem Tauziehen, Kirchenasyl und Interventionen von Seiten des Auswärtigen Amtes und der Ausländerbeauftragten der Bundesregierung, präsentierte gestern Landrat Detlef Friese (SPD) die Lösung in einem Fall, der bundesweit Aufsehen erregte. Die Familie muss nicht mehr ausreisen. Stattdessen kann sie von Guben aus ein Visum zum weiteren Aufenthalt in Deutschland beantragen. Damit sei „eine Art Modellösung für viele ähnliche Fälle“ gefunden worden, sagte der Potsdamer Regierungssprecher Erhard Thomas gegenüber der taz.
Der Kompromiss, der 24 Stunden vor dem Besuch von Bundeskanzler Schröder in Guben ausgearbeitet wurde: Es besteht ein „öffentliches Interesse“ an der Arbeitskraft des promovierten Bauingenieurs und Familienvaters Ba Tan Nguyen. Das zuständige Arbeitsamt sowie die Industrie-und Handelskammer wollen entsprechende Bescheinigungen ausstellen. Zuvor hatte Nguyens bisheriger Arbeitgeber betont, man sei an seiner Weiterbeschäftigung „dringend interessiert“. Eine Lösung „zwischen Green Card und dem Schily-Vorschlag“, so Regierungssprecher Thomas.
Die vierköpfige Familie Nguyen lebt seit Anfang der 90er-Jahre in Guben, Familienvater Ba Tan Nguyen ist mit kurzen Unterbrechungen schon seit 1973 in Deutschland. Weil der heute 47-Jährige zunächst zum Studieren nach Deutschland eingereist war, wurde ihm ein längerfristiger Aufenthaltsstatus bislang verweigert. Stattdessen erhielt er in den letzten drei Jahren trotz fester Arbeitsstelle nur so genannte Duldungen. Nach deren Ablauf sollte die Familie in der vergangenen Woche Deutschland verlassen. Vertreter aller Parteien, Gubens Bürgermeister und Jugendinitiativen hatten sich für ihren Verbleib eingesetzt.
„Wir sind überglücklich und unseren Unterstützern sehr dankbar“, sagt Ba Tan Nguyen. Die Familie wollte gestern noch das Kirchenasyl verlassen und in ihre Wohnung zurückkehren. „Brandenburg braucht eine Härtefallkommission“, fordern nun PDS und Flüchtlingsrat. Bislang habe die harte Haltung von Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) Entscheidungen zugunsten von Asylbewerbern und Ausländern, die trotz langjährigem Aufenthalt in Brandenburg nur im Besitz einer Duldung sind, verhindert. Auch im Fall der Nguyens gab es erst nach Intervention von Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) eine Lösung. HEIKE KLEFFNER
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