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■ In morgenländischer Atmosphäre wird für die Hamburger Homepage geworben: Der Mittelstand hat noch seine Scheu
Der Raum 151 im Hamburger Rathaus ist der Raum, in dem der Senat gemeinhin seine Pressekonferenzen abhält. Gestern hat dieser Raum endlich das Aussehen erhalten, das ihm seit langem gebührt. Mit orientalischen Stoffen und Accesoires ausgestattet umwehte ihn der angemessene Hauch von Märchen aus Tausendundeine Nacht. Die Geschäftsführerin des Ladens „Die Beduinen“ am Nobistor war für dieses Design verantwortlich, weil sie als Beispiel für Unternehmerinnen ins Rathaus geladen war, die die Homepage hamburg.de zur Firmen-Präsentation nutzen. Und weil sie so „begeistert“ von Beratung und Service der Homepage-Betreiber ist, wurde sie auch überaus gern der Presse präsentiert.
Georg Michael Faltis, Geschäftsführer des Homepage-Betreibers, hat zwar inzwischen erkannt: „Das Internet ist nicht das Allheilmittel der Wirtschaft, sondern lediglich ein weiterer Vertriebsweg“, doch trotzdem bemühe man sich weiter, Hamburger Unternehmen vor allem aus dem Mittelstand für eine Zusammenarbeit mit hamburg.de zu gewinnen. Denn es gehe hier schließlich um „eine echte Chance zur Förderung der kleinen und mittleren Betriebe“, wie die zuständige Finanzsenatorin Ingrid Nümann-Seidewinkel (SPD) befindet. Die Chance besteht darin, die Internet-Auftritte der Firmen über das offizielle Hamburg-Portal anklicken zu können – zudem gibt es für die Firma professionelle Hilfe beim Aufbau der eigenen Homepage.
All das soll dazu beitragen, Hamburger Firmen bekannter zu machen und dadurch – und jetzt kommt das Interesse des Senates ins Spiel – „Wertschöpfung in der Region zu erhalten“. Faltis bringt das aufs Plakative: „Die Devise muss lauten: Thalia statt Amazon.“ Und da gibt es offenbar noch einiges zu tun. Denn gerade bei kleinen Firmen ist die Scheu vor dem Internet noch Dauergast. Kein Wunder: Gibt es doch genügend windige Anbieter, die Unterstützung beim Gestalten der Homepage versprechen und dafür Mondpreise verlangen.
Demgegenüber verspricht hamburg.de den Unternehmen „überschaubare Kosten“. Das heißt: Wer seine Firma vorstellen will, zahlt dafür einmalig 60 Mark und noch einmal knapp 20 Mark monatlich. Eine eigene Homepage ist für zusätzliche 60 Mark zu haben, die Einrichtung eines Online-Shops kostet knapp 500 Mark und zusätzlich 100 Mark monatlich.
hamburg.de als offizielle Internet-Vertretung der hansestadt wird seit 1996 betrieben, zunächst von der Stadt, die die Rechte dann jedoch zu 50 Prozent an Private, unter anderem die Hamburger Sparkasse, verkauft. Peter Ahrens
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