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Gefällige Kunst im Techno-Park

■ Zum hundertjährigen Standort-Jubiläum: Siemens weiht Olafur Eliassons „Waterwall“ ein – die Skulptur passt ein bisschen zu gut zur Umgebung

Olafur Eliasson ist in Bremen mittlerweile kein Unbekannter mehr. Beim Giga-Kunstprojekt: „Do all Oceancs have walls?“ färbte er in regelmäßigen Abständen Weserwasser in auffälliger Farbe. Ein flüchtiges, monochromes Bild, das die Bewegung des Wassers sichtbar machte.

Ähnlich verfuhr er in Hamburg mit dem Medium Luft: an der Außenfassade des Kunstvereins beleuchtete er künstlichen Nebel mit gelbem Halogenlicht: Die Kräfte des Windes formten den Nebel zum bewegten Bild. Ist das künstliche Natur oder natürliche Künstlichkeit? Gibt es Natur ohne Künstlichkeit, oder muss nur immer wieder gegen alle Romantik darauf aufmerksam gemacht werden, dass Natur nur noch vermittelt zu sehen und zu haben ist?

Mit „Waterwall“ – Wasser wird per Pumpe aus dem bereits vorhandenen, mit Beton eingefassten Fleet vor dem Eingang der Bremer Siemens-Niederlassung im Technologiepark angesaugt und fällt aus einem Edelstahlgestell wieder herunter – ist der isländische Künstler seinem Thema treu geblieben. Der distanzierte Blick auf Naturphänomene ist weder melancholisch noch euphorisch.

Wo das Wasser dicht aus der Röhre strömt, gleicht es einem Vorhang, einer flüssigen Wand oder auch einer geriffelten Glasscheibe. Der Wind treibt sein Spiel, reißt Löcher in den Wasservorhang und läßt das Wasser versprühen. Das sieht schön aus, poetisch auch. Sieht man vom Siemens Haus durch das Wasserfenster, so verschwimmen dahinter die Autos auf der Universitätsallee zu schnellen bunten Fischen. Von der Straßenseite aus betrachtet rahmt die Skulptur den Blick auf die Fassade des Technologiekonzerns. Sowohl die Größe des Wasserfalls als auch das glänzende Material des Kunstwerkes korrespondieren mit dem alufarbenen Gebäude des Auftraggebers. Aber das ist eben die Krux: Es gibt da ein bisschen viel Korrespondenz. Es sei ihm darum gegangen, den Inhalt des Hauses nach außen darzustellen, sagt Eliasson, etwa „die Verwandlung von Energie von einem Medium in ein anderes“. In den Technologiepark passt sich das Kunstwerk ganz affirmativ ein. Technik ermöglicht Natur oder eben das, was davon übrig geblieben ist. hey

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