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Unterwasserkamera für Biblis

Atomaufsicht ordnet nach Störfall sicherheitserhöhende Maßnahmen an. Grüne fordern Überprüfung aller Brennstäbe

WIESBADEN taz ■ Die Ladevorgänge im Abklingbecken des AKW Biblis Block B sollen von nun an mit einer Unterwasserkamera kontrolliert werden. Zudem sollen es die Reaktorkranfahrer durch technische Zusatzeinrichtungen in Zukunft leichter haben, die Brennelemente in die Lager- und Transportbehälter einzusetzen. Das kündige der hessische Umweltminister Wilhelm Dietzel (CDU) am späten Donnerstagnachmittag in einer nicht öffentlichen Sitzung des Umweltausschusses des hessischen Landtages an. Die Atomaufsicht des Landes reagierte damit auf das „Vorkommnis“ (Dietzel) vom 6. August 2001 im Abklingbecken des AKWs. Der Kopf eines 800 Kilogramm schweren Brennelements war beim Verladen mit dem Kran in einen Transportbehälter abgerissen. Das abgetrennte Element sank rund einen halben Meter tief in das Becken und kam schräg an dem Transportbehältergitter zum Stehen.

Dieser bislang einmalige Störfall hatte selbst die Landtagsfraktionen von CDU und FDP beunruhigt. Abgebrannte Brennelemente strahlen extrem: Sollte ein Mensch in das nun verstrahlte Abklingbecken fallen, wäre er „in drei Tagen tot“. Das jedenfalls konstatierte die RWE Power AG auf Nachfrage der grünen Landtagsabgeordneten Ursula Hammann. Trotz der angekündigten Maßnahmen kritisierte Hammann den Umweltminister: Dietzel wolle nicht wahrhaben, dass sich der Zwischenfall der Kategorie „Eilt“ nur habe ereignen können, weil es im Reaktorblock B „erhebliche Sicherheitsdefizite“ gebe. Der Minister spreche weiter lediglich von einem „Bedienungsfehler“. Die RWE Power AG sei auf so einen Störfall überhaupt nicht vorbereitet gewesen. „Es dauerte zehn Tage, bis ein Konzept zur Bergung des Brennelements entwickelt war“, sagte Hammann gestern gegenüber der taz. Auch drei Tage nach Erteilung der Bergungsgenehmigung stehe das Element noch immer im Abklingbecken. Hammann monierte auch, dass der Reaktorkranfahrer seinen Kran habe bewegen können, obwohl das Brennelement am Greifer offenbar noch nicht die richtige Höhe für das Einsetzen in den Transportbehälter erreicht hatte. Hier müsse technisch nachgerüstet werden. Es sei eine „Bewegungssperre“ für den Kran nötig, die erst dann aufgehoben werden dürfe, wenn das Brennelement am Greifer die richtige Höhe für das Verladen erreicht habe.

Hammann verlangt, dass alle Brennelemente auch in anderen AKWs der Republik untersucht werden. Denn dass an dem von Siemens gefertigten Element der Kopf abreißen konnte, halten die Grünen, der Bund Naturschutz sowie der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) für den eigentlichen Skandal. Eduard Bernhard vom BBU gab zudem zu bedenken, dass Siemens nicht nur das Brennelement, sondern auch den Block B des AKWs Biblis gebaut habe. Dass das offenbar beschädigte Brennelement in Biblis von RWE repariert werden soll, hält Bernhard für ein „Unding“. Darum kümmern müsse sich die Bundesanstalt für Materialforschung als unabhängige Institution – und nicht RWE oder Siemens.

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