: Theater privatisiert
Senat entscheidet einmaligen Zuschuss für Theater des Westens, um Konkurs ein letztes Mal abzuwenden
Gestern hat der Berliner Senat die Privatisierung des Theaters des Westens beschlossen. Einmalig werden 4,5 Millionen Mark zur Verfügung gestellt, um die drohende Insolvenz des traditionsreichen Theaters am Bahnhof Zoo abzuwenden. Der Spielbetrieb wird nicht unterbrochen: „Wir wollen keinen Tag der Schließung, wir wollen alle Arbeitsplätze erhalten, wir wollen keine Unterbrechung des Spielbetriebs“, erklärte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit.
Zur Zeit wird eine Ausschreibung vorbereitet, um einen privaten Träger für das Traditionshaus zu finden. Dieser wird ohne öffentliche Zuschüsse planen müssen und die Schulden des Theaters und das Personal übernehmen müssen. Nicht in der Ausschreibung fixiert, aber dennoch Ziel der Privatisierung soll zudem sein, „das Niveau der künstlerischen Arbeit wesentlich zu verbessern“.
Nach Senatsangaben gibt es mehrere Interessenten. Die dafür in Frage kommenden Unternehmen „Stage Holding“ und die „Stella-Entertainment“ waren gestern zu keiner konkreten Stellungnahme bereit.
Die Kultursenatorin Adrienne Goehler nannte das Vorgehen des Senats „eine gute Lösung in den Zeiten der finanziellen Cholera“. Goehler, die den Insolvenzantrag des Theaters des Westens an ihrem zweiten Arbeitstag als Senatorin erhielt, hatte damals angedeutet, sich dafür einzusetzen, das Haus auch weiterhin unter Landesregie weiterzuführen. Gestern erklärte sie, der Intendant Elmar Ottenthal habe ihr nicht das geforderte „vernünftige künstlerische Konzept“ geliefert. „Es war weit davon entfernt – höflich gesagt: eine Katastrophe“, so Goehler. Auch Wowereit schloss sich ungewöhnlich deutlich der Kritik an Ottenthal an. Der Senat könne mit dessen Leistungen „nicht zufrieden“ sein. Wowereit fügte hinzu: „Wir werden sehen, wie Ottenthals Vertrag für das Land Berlin so kostengünstig wie möglich aufgelöst werden kann“. Der Intendant hat noch einen Vertrag bis 2004.
Bisher wurde das Theater des Westens jährlich mit 20 Millionen Mark subventioniert. Diese Summe wird nun dauerhaft frei, bleibt jedoch im Etat des Kulturressorts. Eine konkrete Verwendung dieser Gelder wollte Goehler gestern nicht ankündigen.
ROBIN ALEXANDER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen