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Kein Ausgleich für Altenwerder

BUND: Rot-grüner Senat lässt die Umweltbehörde bei der Suche nach ökologischem Ersatz für die Hafenerweiterung im Stich  ■ Von Gernot Knödler

Der Umweltverband BUND hat dem Senat vorgeworfen, er entziehe sich seiner Verantwortung, einen naturräumlichen Ausgleich für die Hafenerweiterung in Altenwerder zu schaffen. Das Problem, die dort zerstörten 200 Hektar Marschen, Niedermoor, Obstbrachen und Stillgewässer zu ersetzen, habe er an die Umweltbehörde delegiert und sie damit allein gelassen, sagte BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch gestern bei einem Pressegespräch. Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) dagegen glaubt, der SPD einige Zugeständnisse abgerungen zu haben, durch die sich ein solcher Ausgleich in Zukunft schneller bewerkstelligen lässt.

Enttäuscht sind die Umweltschützer darüber, dass in vier Jahren Rot-Grün praktisch keine konkreten Ausgleichsmaßnahmen festgeklopft worden sind. In ihrem Koalitionsvertrag hatten SPD und GAL vereinbart, auf die geplante, aber ökologisch fragwürdige Öffnung der Alten Süderelbe zu verzichten. Die dafür vorgesehenen 55 bis 60 Millionen Mark sollten – abzüglich der aufgelaufenen Planungskosten – für die „Aufwertung und Entwicklung vorwiegend des Süderelbe-Raumes“ verwendet werden.

Vier Jahre später gibt es einen Planungsraum, in dem Ausgleichsmaßnahmen für lediglich knapp 15 Millionen Mark vorgesehen sind. Dabei haben die Umweltverbände nur ein informelles Mitspracherecht, weil die einzelnen Maßnahmen dort im Einvernehmen mit den Landwirten entwickelt werden sollen. Die restlichen 35 von insgesamt bloß noch 50 Millionen Mark sollen im neu geschaffenen Sondervermögen der Umweltbehörde für Ausgleichsmaßnahmen landen – für Projekte in ungewisser Zukunft.

Der Planungsraum erstreckt sich von der A 7 bis zur Landesgrenze und vom Rand der Siedlung Neugraben-Fischbek bis zur Spülfläche Blumensand und zur Elbe. Sowohl das Hafengebiet als auch der Talraum der Alten Süderelbe sind davon ausgenommen. Warum, erschließt sich dem BUND nicht, da der Talraum zunächst in den Ausgleich einbezogen war. Stattdesssen soll die mögliche Ortsumgehung für Finkenwerder dort entlang führen. Der Ausgleich hierfür müsste wieder im Süderelbe-Raum gesucht werden.

Die Sprecherin der Umweltbehörde hält den BUND für unnötig pessimistisch. Die Zuständigkeit sei hier genau richtig, sagt Brigitte Köhnlein, denn die Umweltbehörde sei an einem schnellen und guten Ausgleich interessiert. Das Sondervermögen ist aus ihrer Sicht „ein Sichern dieses Geldes“. Naturschutz mit den Landwirten zu machen sei besser als gegen deren Widerstand. Und um genügend Ausgleichsflächen vorhalten zu können, habe Porschke mit der Liegenschaftsbehörde Vorbehaltsflächen vereinbart.

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