Übers All an die Uni

■ IngeneurInnen braucht das Land / In Bremens und Niedersachsens Schulen beginnen jetzt die Vorbereitungen

„Wieso schmeckt Astronauten im All die Cola nicht?“ Astronauten-Trainer Norbert Brauer aus Bremen stellt diese lebenswichtige Frage, weiß aber selbst keine Antwort – „die Raumfahrt forscht noch“, sagt er verschmitzt.

Back to earth: Schulen, Industrie und Politik stellten gestern das Netzwerk „ProScieneTec“ vor. Danach sollen die Schulen aktuelle Forschungsthemen in Raumfahrt-, Geo-, Polar- und Gentechnik in den Unterricht mit einbeziehen. Das soll die SchülerInnen später für Ingenieursberufe motivieren, damit sie an der Uni womöglich die Frage mit der Cola klären.

Wie so ein space-orientierter Unterricht aussehen könnte, durften die SchülerInnen von der Gesamtschule Hermannsburg gestern schon einmal erleben. Drei Jonglierbälle sollen gegen eine etwa fünf Meter entfernte Ringscheibe geworfen werden. Soweit kein Problem, schließlich herrscht auf Erden keine Schwerelosigkeit. Bis eine Brille gereicht wird. Zack, der erste Ball geht links vorbei. Dem Werfenden im Weltall nämlich nutzt die optische Wahrnehmung nur bedingt: Er muss den Brechungsfaktor mit einkalkulieren und wider den Augeneindruck nach links zielen, um doch zu treffen. „Im Weltall werden auch die Sinne auch beeinflusst, weil die Schwerkraft wegfällt“, hat auch die 15-jährige Schülerin Judith Gellert von der Kreisgesamtschule Brinkum inzwischen über das Universum gelernt.

Neu ist der Plan, spezielle Lehrmittel mit Wissenschaftsthemen zu erstellen. So sollen LehrerInnen und SchülerInnen in Bremen und Niedersachsen ab 2002 mittels modernem Material vertraut gemacht werden. Irgendwann könnte das auch im ganzen Bundesgebiet eingesetzt werden.

Dafür gibt es jetzt auch konkrete Geldzusagen: 700.000 Mark vom Raumfahrtunternehmen Astrium vor allem für Personalkosten, und 120.000 Mark vom Bundesminis-terium für Wissenschaft und Forschung – für die Planungsphase. Unklar ist aber noch, wer das Material zu den ständig voranschreitenden High-Tech-Themen für die Schulen aktualisieren soll.

SchülerInnen von zwei Bremer und von zwei Umlandschulen in Leeste und Stuhr sind erstmal mit ihren Forschungs-AGs an dem Projekt beteiligt. Aus der laufenden Arbeit sollen Unterrichtsmaterialien entwickelt werden, mit denen Lehrer die Themen irgendwann ohne Industrie-Beteiligung unterrichten können.

Die jetzt beteiligten AGs an den vier Schulen haben allerdings einen deutlichen Vorteil gegenüber allen späteren NutzerInnen der Lehrmittel: Sie treten noch in direkten Kontakt mit den Praktikern, wie dem Astronauten-Trainer Norbert Brauer, dürfen mit ihnen diskutieren udn frei von der Leber weg Fragen stellen.

„Wir von Astrium wollen aber nicht auf Dauer zu Ersatzlehrern werden“, warnt Horst Engelke vom Bremer Raumfahrtunternehmen Astrium. Sein Unternehmen hat das Budget für 2001 und 2002 festgesetzt. Ob das Unternehmen sich danach weiter engagieren wird, sei ungewiss. Engelke: „Das hängt auch vom Erfolg ab.“

Vielleicht findet sich ja bald eine Lösung für Coca-Cola-Konsum im All. Klaus Lübeck