: Mugabes Helfer
Simbabwes Präsident hat einflussreiche weiße Freunde
BERLIN taz ■ Simbabwe ist „das sicherste, zivilisierteste und höflichste aller größeren afrikanischen Länder“: Mit dieser Aussage im BBC-Rundfunk sorgte Nicholas van Hoogstraten vor einer Woche in Großbritannien für Furore. Der 55-jährige englische Besitzer eines Vermögens von umgerechnet einer Milliarde Mark, darunter große Teile der Küstenstadt Brighton sowie das selbst gebaute Schloss „Hamilton Palace“, ist zugleich einer der größten Landbesitzer Simbabwes und der größte Geldgeber von Präsident Mugabes Regierungspartei Zanu-PF. Sein Grundbesitz in Simbabwe ist 100 Millionen Mark wert.
Nach allen Kriterien, die Simbabwes Regierung für die Umverteilung von Land vorgibt, müsste Hoogstraten ganz oben auf der Enteignungsliste stehen. Aber 400 bis 500 der 4.500 weißen Farmer Simbabwes sind Verbündete der Regierungspartei, schätzt der simbabwische Agrarexperte Sam Moyo, und damit vor Enteignung geschützt.
Neben Hoogstraten gehören zu Mugabes Freundeskreis Figuren wie John Bredenkamp, seit Jahrzehnten ein führender Waffenhändler und lange Zeit auch größter Tabakfarmer des Landes. Heute schürft seine Firma im Kongo Mineralien unter simbabwischem Militärschutz. Bredenkamp und ein ehemaliger Präsident des weißen Famerverbandes CFU (Commercial Farmers’ Union), Nick Swanepoel, versuchten im März erfolglos, die CFU zu übernehmen und auf Regierungsseite zu ziehen.
Mächtige Dynastien
Mugabes Gewaltkampagne wäre nicht möglich ohne die Unterstützung dieser reichen Weißen – und zwar nicht nur in Simbabwe, sondern auch in Südafrika. Die südafrikanische Familie Oppenheimer, die in Simbabwe Ländereien von der Größe Belgiens besitzen soll, ist bis heute von den geplanten Enteignungen ausgenommen: Sie ist die mächtigste Dynastie in Südafrikas Bergbau, Rückgrat der Wirtschaft der gesamten Region. All diese Leute haben in der Apartheidära gelernt, wie man internationale Sanktionen umgeht, und könnten auch Mugabe helfen.
Durch die Stationierung von Militär in den mineralienreichsten Gebieten der Demokratischen Republik Kongo, wo Simbabwe zugleich das Bankenwesen neu aufbaut, hat Mugabes Regime eine unerschöpfliche Einnahmequelle. Der weiße Simbabwer Billy Rautenbach war kurzzeitig Präsident von Kongos größter staatlicher Bergbaugesellschaft Gécamines. Für die von Simbabwes Soldaten bewachten Anlagen dieser Firma interessieren sich jetzt belgische Investoren.
Die finanziell wichtigsten Partner der simbabwischen Regierung sind in der islamischen Welt zu finden. Vor allem Libyens Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi sieht in Mugabe einen Genossen im Kampf gegen den Imperialismus. Nach jüngsten Presseberichten hat Libyen Mugabe eine Leibwache gestellt. Mit einer Geldspritze von 90 Millionen Dollar alle drei Monate soll Libyen demnächst drei Viertel von Simbabwes Benzinimporten finanzieren. Im Gegenzug bekommt Libyen Rindfleisch aus Simbabwe, das wegen Maul- und Klauenseuche seine sonstigen Exportmärkte zu verlieren droht.
Libyen ist nicht allein. Eine Firma aus Saudi-Arabien baute den im April eingeweihten neuen Flughafenterminal in der Hauptstadt Harare. Malaysische Banken wickeln den simbabwischen Devisenverkehr ab. Es gibt sogar Straußenfarmen im Besitz von Indonesiern. Auch diese sind bisher von gewaltsamer Besetzung verschont geblieben.
DOMINIC JOHNSON
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