piwik no script img

Meijers Nase und Hinterkopf

■ DFB-Pokal: HSV übersteht erste Runde durch einen ungefährdeten 5:2-Erfolg beim Oberligisten FC Homburg

Was bei Jägern das Gespür für die Beute ist, ist bei Stürmern der Torriecher. Gerd Müller hatte einen sehr ausgeprägten Instinkt für Tore. HSV-Angreifer Erik Meijer assoziiert man nicht unbedingt mit Torriechqualitäten, auch wenn er in der noch jungen Bundesliga-Saison bereits zwei Treffer erzielt hat. Doch was der Holländer am Samstag im DFB-Pokalspiel des HSV beim Südwest-Oberligisten FC 08 Homburg an Nase bewies, da kann selbst der „Bomber der Nation“ nur sein schütteres Haupt verneigen.

Es war die erste Spielminute der Begegnung. Erik Meijer trabte 37 Sekunden nach Anpfiff gemächlich Richtung eigene Hälfte, derweil Homburgs Libero, der arme Tors-ten Seufert, gerade zum Befrei-ungsschlag aus dem eigenen Strafraum angesetzt hatte. Seufert wollte also die Kugel gen Hamburger Hälfte dreschen, traf aber Meijers Hinterkopf. Von dessen Eisenbirne prallte der Ball im hohen Bogen ab und segelte gemütlich 20 Meter zurück ins Homburger Tor. 1:0 für den HSV.

Und es ging munter weiter. Dem temporeichen und druckvollen Spiel des HSV war die Homburger Elf nicht gewachsen, und so muss-ten die 10.000 Zuschauer im Waldstadion nach dem Schock des frühen Rückstands auch noch den Hamburger Torjubel von Kapitän Nico-Jan Hoogma (11./29.), Martin Groth (23.) und schließlich Marinus Bester (40.) in der ersten Halbzeit erdulden.

Nach dem Pausentee wurde die klare Führung erst mal im Schongang verteidigt, bis es nach der 53. und 55. Minute plötzlich nur noch 5:2 für den HSV stand. Der Tabellenzehnte der Oberliga Südwest hatte durch Andreas Sorg, nach feinem Slalomlauf durch die Hamburger Abwehr, und dann Thilo Jung verkürzt. Vielleicht waren es die subtropischen Temperaturen, der motivations-raubende Vorsprung oder die Verletztenmisere, die den HSV in der kümmerlichen zweiten Halbzeit zu schaffen machten. „Das war ein Spiegelbild unserer bisherigen Saison“, meinte auch Coach Frank Pagelsdorf, rückte aber dann doch das Positive nach vorn. „Natürlich ziehen wir Selbstvertrauen aus der ersten Halbzeit.“

Es blieb jedenfalls beim letztlich ungefährdeten Sieg des HSV, und Meijer nutzte nach dem Spiel die Interviewgelegenheit, um den öffentlich-rechtlichen Zuschauern begreiflich zu machen, wie de-monstrativ-instinktiv er beim Füh-rungstor zur richtigen Zeit an den richtigen Ort gelangt war. „Ich musste gar nichts machen“, so der Holländer. Mike Liem

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen