Zufallgeneriertes Zimmergewitter

■ Zwei Installationen von Tilman Küntzel und Elisabeth Schindler verwirren Augen und foppen die Ohren

Hübsch ungemütlich hamses: Neonröhren flackern, ringen nach Licht, erlischen. Mikrophone verstärken ihr hässlich elektrisches Surren. Die sparsame Installation von Tilman Küntzel in der Städtischen Galerie foppt Auge und Ohr.

Minuten lang starrt und lauscht man angespannt in den kahlen Raum hinein, versucht, die Reize zu ordnen, einen Rhythmus ausfindig zu machen. Der Verstand verlangt eben nach einem System, nach Sinn und Zusammenhang. Keine Chance: Ein Zufallgenerator bestimmt, wann die Röhren flackern und die Mikros knetern. Während die Deckenlampen alle zwei Minuten richtig hell werden dürfen, blitzen die Röhren, die Küntzel auf dem Boden arrangiert hat, nur kurz auf. Es herrscht Gewitterstimmung.

Eine säuselnde Geräuschmixtur beherrscht auch den Nachbarraum. Elisabeth Schindler hat fünf Video-Monitoren im Kreis auf den Boden gestellt. Tonlos laufen Filme: ein Western, ein Action-Streifen, ein Science Fiction. Über die Filmbilder hat Schindler halb-transparente Laterna-Magica-Figuren gelegt. Es sind affenähnliche Wesen mit Musikinstrumenten, die das Filmgucken empfindlich beeinträchtigen.

Man gewöhnt sich aber schnell daran, switscht in der Wahrnehmung der Bildebenen. Es ist ein bisschen wie beim Zappen. So richtig verstörend wie der chaotische Licht-Ton-Mix von Küntzel ist die Arbeit der Bremer Künstlerin allerdings nicht. Sie ist stiller, zurückhaltender und spielt unaufdringlich mit Gegensätzen: etwa den unterschiedlichen historischen Ebenen, die von den Laterna-Magica-Figuren und den Filmbildern repräsentiert werden.

Kathrin Wesely

Die Ausstellung mit Installationen von Tilman Küntzel und Elisabeth Schindler ist bis zum 23. September (dienstags bis freitags 10 bis 16 Uhr, donnerstags 10 bis 20 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr)in der Städtischen Galerie zu sehen.