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Telekom-Aktienverkäufer kamen sich in die Quere

Deutsche Telekom erlaubte finnischem Großaktionär, heimlich Aktien zu verkaufen - trotz einer offiziellen Sperrfrist. Kleinanleger verärgert

BERLIN taz ■ Wieder einmal hat die Deutsche Telekom Aktionäre und Börsenhändler überrascht: Am Wochenende war bekannt geworden, dass der Telefonriese seinem finnischen Großaktionär Sonera den - inzwischen erfolgten - vorzeitigen Verkauf eines Aktienpakets von 21,9 Millionen Stück erlaubt hatte. Dabei hatte es öffentlich bekräftigte Abmachungen mit Großaktionären gegeben, dass die Aktien noch nicht abgestoßen werden durften.

Die Telekom habe von der Möglichkeit, von dieser Verpflichtung zu entbinden, Gebrauch gemacht, hieß es am Sonntag. Gestern sagte ein Telekom-Sprecher, diese Chance sei nur Sonera gewährt worden.

Sonera war Mitbesitzer des US-Mobilfunkbetreibers Voicestream, den die Telekom für etwa 67 Milliarden Mark erworben hat. Bezahlt wurden die Voicestream-Eigner hauptsächlich mit 1,17 Milliarden Telekom-Aktien. Die Finnen halten jetzt noch 52 Millionen, die sie bis Jahresende verkaufen wollen.

Für alle Ex-Voicestream-Großaktionäre gelten Halte-Fristen: Nächste Termine sind der 1. September, Ende November und der 1. Dezember. Theoretisch dürften dann 550 Millionen T-Aktien verkauft werden, etwa 13 Prozent aller Telekom-Aktien.

Anfang des Monats hatte schon der Hongkonger Telekommunikationskonzern Hutchison Whampoa mit Hilfe der Deutschen Bank und eines geschickten Termingeschäfts diese Fristen umgangen und 44 Millionen Aktien auf den Markt geworfen. Das hatte den jüngsten Kurssturz der T-Aktie bis unter 17 Euro ausgelöst. Telekom-Chef Ron Sommer hatte sich öffentlich über das „unprofessionelle“ Vorgehen der Deutschen Bank aufgeregt.

Im Lichte des nun bekannt gewordenen Deals wird der wahre Grund für die Aufregung klarer: Damit wurde die schleichende Abgabe der Aktien plötzlich allen bewusst - und das noch auf der Hauptversammlung Ende Mai gegebene Versprechen, der Voicestream-Kauf werde den Kurs nicht belasten, Makulatur.

„Rechtlich mag das Abkommen mit Sonera ja in Ordnung sein“, so Marc Tüngler, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. „Nur fragt man sich, was dann die Lock-up-Fristen sollen. Der Privatanleger als treuester Aktionär der Telekom weiß nun überhaupt nicht mehr, was Sache ist.“

Dass zwei Aktienpakete zur gleichen Zeit verkauft wurden, erklärt auch, weshalb bei dem Hutchison-Aktienverkauf nicht alle Anteile bei Fonds und anderen Großanlegern platziert werden konnten und statt dessen an die Börse gebracht werden mussten. Genau diese Aktienschwemme wollte Sommer durch den Deal mit Sonera vermeiden.

An der Börse hat der neuerliche Coup zwar Erstaunen, aber auch Erleichterung ausgelöst: Ist doch das drohende Sonera-Paket nun schon zu einem großen Teil verkauft. Mit dem Kurs ging es denn gestern auch aufwärts.

Gelohnt hat sich die Heimlichkeit vor allem für die Finnen: Für ihre 21,9 Millionen Aktien erzielten sie 564 Millionen Euro, also knapp 25,80 Euro pro Stück. Sie haben es allerdings auch nötig: Sie müssen Schulden in Höhe von 4,7 Milliarden Euro abtragen. REINER METZGER

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