: Wenig Faulenzer entdeckt
Städtebund: Ursachen für Probleme arbeitsloser Sozialhilfeempfänger sind fehlende Arbeitplätze für Niedrigqualifizierte. Ausgaben für Sozialhilfe gehen zurück
BERLIN dpa/rtr ■ Unter den Sozialhilfeempfängern gibt es nach Auffassung des Deutschen Städtetages keine weit verbreitete Faulenzermentalität. Ursachen für die Probleme bei der Beschäftigung arbeitsloser Sozialhilfeempfänger seien vielmehr fehlende Arbeitsplätze für Niedrigqualifizierte, zu geringe Arbeitsanreize und ein fehlender Zugang für viele Hilfesuchende zu Instrumenten der Arbeitsförderung, sagte Hauptgeschäftsführer Stephan Articus gestern.
Auch aus diesen Gründen sei rund die Hälfte der bis zu 800.000 arbeitsfähigen Sozialhilfeempfänger derzeit nicht beschäftigt. „Die meisten Beschäftigungsformen helfen, bedeuten aber kaum einen Übergang in den ersten Arbeitsmarkt“, so Articus. Es müsse geprüft werden, ob nur ein Teil der 50 bis 70 Milliarden Mark, die Bund, Länder und Kommunen für künstliche Beschäftigung aufwenden, nicht sinnvoller eingesetzt werden könnte, um mit staatlicher Hilfe niedrig bezahlte Arbeitsplätze im ersten Arbeitsmarkt zu schaffen. Die Idee des Kombilohns sei diskussionswürdig.
Die Gesamtzahl der Sozialhilfeempfänger in Deutschland ist mit derzeit etwa 2,7 Millionen rückläufig. Entsprechend der sinkenden Zahl gehen die Ausgaben für die klassische Sozialhilfe weiter zurück. Im Jahr 2000 wurden 17,1 Milliarden Mark für die Hilfe zum Lebensunterhalt ausgegeben, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden gestern mit. Das waren 1,6 Prozent weniger als im Vorjahr.
Insgesamt stiegen aber die Ausgaben für Leistungen aus dem Bundessozialhilfegesetz, zu denen auch die Unterstützung für Behinderte und Pflegebedürftige gehören, um 2,2 Prozent auf 40,8 Milliarden Mark.
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