: 240 freie Ausbildungsplätze für Jugendliche
■ Das Arbeitsamt lud zur Vermittlung ein / Arbeitslosenquote in Bremen sinkt auf 12,5 Prozent
Die Arbeitslosenzahlen in Bremen sind gesunken. Im August gab es 40.079 Bremer ohne Job, 148 weniger als im Juli. Die Quote lag damit bei 12,5 Prozent (Juli: 12,9 Prozent). Große Sorgen bereiten dem Arbeitsamt vor allem die derzeit 1.000 gemeldeten Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz. Ihnen boten Arbeitsvermittler gestern und heute bei der Aktion „Last Minute“ 240 offene Ausbildungsstellen in Bremen an. Gestern folgten 270 Jugendliche der Einladung, etwa 150 von ihnen konnte ein Jobangebot gemacht werden.
Häufig wählen Jugendliche ihren Job wegen des schicken Namens und des sozialen Ansehens. Schlechte Karten haben da Azubi-Plätze für Fleischer, Fachverkäufer, Restaurantfachfrau und Textilreiniger. „Oder Fachkräfte für Lagerwirtschaft – das hört sich unflott an“, erklärt Berufsberater Rolf Fenske. „Die Ausbildung ist aber durchaus anspruchsvoll. Außerdem hat sie viele kaufmännische Anteile.“ IT- und Medienberufe stehen dagegen bei den Jugendlichen hoch im Kurs – immerhin sind derzeit in Bremen noch vier Stellen als IT-Systemelektroniker oder -kaufmann zu vergeben.
Am besten ist es, schon vor Ausbildungsbeginn Praxiserfahrung in der Branche zu gewinnen. „Viele Betriebe bieten Kurzpraktika an, denn eine spätere Unzufriedenheit des Auszubildenden, die womöglich zum Abbruch führt, nützt keinem“, erklärt Fenske.
Bei vielen Jugendlichen bemerkt der Berufsberater Kemal Aka völlige Unklarheit über die Berufswelt. Viele unterschätzten auch, wie wichtig gute Schulnoten sind, um später einen Ausbildungsplatz zu bekommen: „Vor allem bei jungen Türken gibt es eine erhebliche Diskrepanz zwischen ihren Wünschen und den Anforderungen in den Betrieben.“ Junge Frauen türkischer Herkunft beschränkten sich dagegen oft selbst bei ihrer Berufswahl. Aka: „Sie tendieren zu traditionellen Berufen wie Arzthelferin, Bürokraft oder Friseuse.“
Vergangenes Jahr konnten durch die Aktionstage etwa 130 Ausbildungsplätze vermittelt werden, schätzt Günter Stieneker, leitender Berufsberater. Genaue Zahlen liegen nicht vor. Aber nicht nur die Zahlen zählen: Die Berater hoffen, dass durch die Aktion das schwierige Thema Berufswahl in die Familien öfter diskutiert wird.
Wer keine Stelle findet, muss nicht verzagen. Es gibt Alternativen zum Azubi-Dasein: Zum Beispiel ein Freiwilliges Soziales Jahr oder ein Qualifizierungsjahr. kl
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