: Unser Liebling Manne
Ein heiterer und vergnüglicher Abend mit dem sympathischen Künstler Manfred Krug
Dass Manne Krug nicht nur ein begnadeter Mime, sondern auch passionierter Sänger ist, dürfte landläufig bekannt sein. Und spätestens nach seinem autobiographischen Roman „Abgehauen“ ist er vielen Leseratten auch als Autor sicher kein Unbekannter mehr. Nun war er seit langer Zeitspanne mal wieder auf Tournee und begeisterte nicht nur seine eingefleischten Fans mit neuen Höhepunkten seiner kreativen Schaffenskraft.
Den Auftakt gaben die renommierten Musiker von der Band „Jazzin’ the Blues“ mit instrumentalen Jazztiteln, die das Publikum professionell auf das Kommende einstimmten und so besonders bei den Jazzkennern starken Beifall einheimsten. Gesanglich wurden sie aufs Beste unterstützt von Fanny Krug, der Tochter des Künstlers. Sie setzte nicht nur optisch Glanzpunkte im schwarzen, eng anliegenden langen Kleid mit Beinschlitz und schmückender schwarzer Federboa, sondern gefiel durch soulige Art und gute Stimme.
Manfred Krug, Jahrgang 1937, las aus einigen seiner skurrilen selbst geschriebenen Geschichten, welche durch ihre bildhafte und humorvolle Sprache schnell Freunde im Publikum fanden. Sei es nun der diplomierte Künstler Regenfuß, der sich mit seinem Auftritt als überdimensionaler Kuckuck in der größten Kuckucksuhr der Welt glücklich schätzt. Andererseits überzeugte die etwas mehr zynischer angelegte Geschichte „Unser Kollektiv“, bei der Manne Krug all seine Freunde von „Horch & Guck“ verewigt hat und dabei über Handschütteltechniken und feinsinnige Beobachtungen über fatale Neigungen seiner Mitmenschen parliert – immer mit einem Schuss Doppeldeutigkeit. Seine mimischen Talente nutzend, gab er den Lesungen Gepräge. Die Lacher im Publikum hatte der „Liebling Kreuzberg“ stets ganz auf seiner Seite, auch als er bei einem Auftritt in M. großzügig das Programm für ein Handy-Gespräch im Publikum unterbrechen wollte. Besonders fröhlich wurde es immer im letzten Teil der Lesung, zu dem er Postkarten seinen langjährigen und guten Freundes Jurek Becker aus allen Teilen der Welt heranzog. Die persönlichen Grüße des Schriftstellers, ursprünglich ohne die Absicht der Veröffentlichung geschrieben, sorgen voller Witz, ungeschminkt, urkomisch und schlitzohrig für schallendes Gelächter im Publikum. Nach dem viel zu frühen Tod Beckers gab Krug diese schönen Zeugnisse einer engen Freundschaft heraus, quasi zur Trauerbewältigung auf eine besondere Art.
Gleichberechtigt neben dem Schreiber Krug agierte der Sänger. Schon seit über dreißig Jahren ist er auch in diesem Metier beheimatet, arbeitete als musikalischer Grenzgänger mit großen Musikern. Einige seiner bekanntesten Titel erklangen und animierten das Publikum zum Zwischenapplaus. Gemeinsam mit Tochter Fanny drückte er einigen seiner besten Songs seinen unnachahmlichen Stempel auf. Kein Wunder also, dass immer wieder einige Zugaben verlangt und auch geboten wurden, wie zum beispielsweise sein Schlager „Niemand liebt Dich so wie ich“ – unter Riesenapplaus. Das Publikum hörte nicht auf mit dem Beifall, bis der Künstler oft nach zweieinhalb Stunden schmunzelnd fordern musste: „Nun macht doch endlich das Licht an!“ Anschließend schrieben Tochter Fanny, die nun ein goldfarbenes Kleid trug, und ihr glücklicher Vater immer noch lange Autogramme für das begeisterte Publikum, welches seinen Manne Krug nach wie vor liebt. MICHAEL RUDOLF
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