: E. Piaf und R. Reiser
■ Die Shakespeare Company geht zuversichtlich in die neue Spielzeit auch ohne Kentrup / Papula
Kommenden Freitag geht's los: Mit „Toujours la Piaf“ gibt die bremer shakespeare company dieerste Premiere der neuen Saison – Edith Piafs Leben aus der Sicht ihres Hausmädchens. „Genie und Selbstzerstörung liegen faszinierend nahe beieinander“, erklärt Schauspielerin Annette Ziellenbach ihre Faszination durch den Stoff.
Anschauungsmaterial zum Thema hatte sie auch im eigenen Haus. Die Konflikte zwischen den Gründungsmitgliedern Norbert Kentrup und Dagmar Papula einerseits und dem Ensemble andererseits hatten kürzlich zur dramatischen Trennung geführt, die nun vom Vorstand nochmals kommentiert wurde. Peter Lüchinger: „Wir haben lange verhandelt, um Norbert Kentrup und Dagmar Papula eine Nische innerhalb der Company zu bauen. Aber dann haben wir uns gegenseitig die Seelen kaputt geschlagen.“ Kentrups Vorwurf, der Vorstand verrate das ästhetische und politische Konzept der Company bezeichnete Renate Heitmann als „Quatsch“: „Weiterhin gilt unser Mitbestimmungsmodell, weiterhin gelten für die SchauspielerInnen unbefristete Verträge.“ Ein langjähriges Ensemble-Mitglied sekundierte: „Unkündbarkeit kann ein schweres Problem werden. Und wenn ich beispielsweise zu keinem Kompromiss mehr fähig bin, dann wünsche ich mir vom Kollektiv die Vitalität, mich rauszuschmeißen.“
Der erfreuliche Teil des Rückblicks: 280 Aufführungen hat die Company in der vergangenen Spielzeit auf die Bühne gebracht, mit denen sie nach eigenen Angaben 3,6 Millionen Mark erwirtschaftete. Größtes Projekt waren die „Sturm“-Gastspiele in Indien, die größte Pleite das komplett ins Wasser gefallene „Theater im Park“. Der Betriebskostenzuschuss aus öffentlichen Mitteln belief sich auf 1,6 Millionen Mark.
Nach der „Piaf“ folgt im November die Premiere von „Romeo und Julia“ – Lüchinger: „Ein Stoff, den wir lange vor uns her geschoben haben“ – in der Gastregie von Rainer Iwersen. „Große Verwirrung“ verspricht der Regisseur, der seinesgleichen eigentlich für „verhinderte Kritiker“ hält. Deswegen: „Romeo und Julia“ werde bestimmt kein Konzepttheater – und dauere „höchstens drei Stunden“.
Im Frühjahr gibt's einen neuen „Othello“, davor aber noch eine Koproduktion mit dem Berliner Kinder- und Jugendtheater „Strahl“. „Rio Reiser – der Kampf ums Paradies“ soll im Januar 2002 auf die Bremer Bühne. Bundesweit seien dafür Rio-mäßige Sänger-Schauspieler gecasted und gefunden worden – und insgesamt ein politisches Jugend- (und Erwachsenen-) Theaterstück entstanden, dass auch folgende spannende Frage behandele: Welche Entwicklungschancen hat ein künstlerisches Kollektiv auf Dauer? Und was ist, wenn einer König sein will? Vielleicht gibt's die Antworten ja wenigstens auf den Bühnenbrettern. HB
Der Spielplan im Netz: www.shakespeare-company.com
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