„Gibt’s Schnee?“

Heiner Bertram, Präsident des FC Union Berlin, gibt sich vor der Europacup-Premiere des Zweitligaaufsteigers und trotz Konkursgerüchten beim Hauptsponsor gelassen

taz: Herr Bertram, kennen Sie die Wettervorhersage für Finnland?

Heiner Bertram: Nein. Gibt’s Schnee? Ich habe gehört, dass es dort kalt wird.

Besonders intensiv scheint sich ihr Verein, der FC Union, noch nicht mit der Premiere im Europacup gegen den finnischen Meister Haka Valkeakoski befasst zu haben.

Das stimmt. Es herrscht noch keine Nervosität. Der Uefa-Cup ist noch nicht in den Köpfen angekommen.

Liegt das an den Gerüchten um Sponsor Sportwelt, dessen Mutter Kinowelt AG vom Konkurs bedroht ist?

Wir sind wirtschaftlich nicht abhängig von der Sportwelt, zumindest nicht in dieser Saison. Wir sind dabei, uns auf eigene Füße zu stellen. Unser Saison-Etat ist mittlerweile gedeckt aufgrund der sportlichen Erfolge. Aber wir stehen fast täglich in Kontakt mit der Sportwelt.

Im Europapokal wird Union von Sportwelt-Konkurrent Ufa vermarktet. Ein Fingerzeig für die Zukunft?

Die Zusammenarbeit mit der Ufa ist temporär. Alles andere ist völlig offen. Wir stehen moralisch und sachlich zur Sportwelt. Wenn jedoch etwas passieren sollte, wären wir vorbereitet.

Haben Sie die Mannschaft auf die wirtschaftliche Bedeutung des Europacups hingewiesen?

Nein, ich bin kein Palaver-Onkel. Jeder weiß auch so, worum es geht.

Die Fans sind erbost, weil das Rückspiel am 27. September nicht in der Köpenicker Heim- Arena „Alte Försterei“, sondern im Jahnsportpark stattfindet.

Ich bin der Stadion-Frage überdrüssig. Unsere „Alte Försterei“ ist im Europa-Cup nicht zugelassen. Beim Rückspiel wird sich zeigen, ob sich die berühmte Fan-Kultur beim „Kult-Klub“ Union auch in der gebührenden Zahl an Zuschauern ausdrückt.

Welchen Gegner wünschen Sie sich für die zweite Runde?

Der Einzug in die zweite Runde wäre ein Traum. Einen Wunsch hätte ich nicht. Die attraktiven Gegner kommen von alleine. Jeder weitere Gegner würde wirtschaftlichen Erfolg bedeuten.

INTERVIEW: JÜRGEN SCHULZ