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Studieren mit Denken

■ Modellstudiengang Medizin setzt zwangsernährender Ausbildung ein Ende

Nach vier Semestern hätte Heimo Ehmke sein Medizinstudium beinahe geschmissen. So sehr frust-rierte ihn die trockene Materie fernab von Praxis und Menschen, die er als „Zwangsernährung“ empfand. Er hat dann doch weiter gemacht, wurde Professor und löst jetzt den Schwur von damals ein, es besser zu machen, wenn er dazu jemals die Gelegenheit erhält.

Die hat der Physiologe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) nun: Er leitet den Modellstudiengang Medizin. Das interdisziplinäre Modellkonzept „Problemorientiertes Lernen“ (POL) soll ab dem Wintersemester 40 der Studienanfänger in Medizin auf neue Weise zu Ärzten ausbilden – nämlich von Anfang an praxis- und patientenorientiert.

Anders als im herkömmlichen Medizinstudium, wo in den ersten vier Semestern zunächst theoretische Grundlagen gelegt werden und die Fächer jedes für sich und ohne ihren Gesamtzusammenhang durchgenommen werden, setzt das POL beim Patienten an: Schon in der ersten Woche nehmen die Studenten sich beispielsweise die Erbkrankheit Veitstanz vor. Dabei stoßen sie schnell auf Fragen nach Diagnose und Therapie, aber auch pränataler Diagnostik oder Abtreibung. „Daran können Studenten die ganze Komplexität des Arzt-seins lernen“, sagt Ehmke. Sie werden dabei nicht berieselt, sondern erarbeiten sich die Themen in Kleingruppen.

Nach sechs Semestern treffen sie auf ihre Kommilitonen, die den herkömmlichen Weg gegangen sind und müssen sich den gleichen Prüfungen stellen. Das Modell wird kontinuierlich bewertet, am Ende der dreijährigen Modellphase wird die Entscheidung anstehen, ob Aspekte in den traditionellen Studiengang integriert oder er möglicherweise als regelhafte Alternative angeboten wird.

Weil Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) das Projekt im Sinne von „patientenbezogener Kommunikation“ und „kritischer Reflexion über Fälle“ für „überaus notwendig“ hält, unterstützt ihre Behörde den Studiengang mit 2,6 Millionen Mark und sechs zusätzlichen Assistentenstellen. Der Bund zahlt weitere 1,8 Millionen Mark. Krista Sager erhofft sich Impulse von bundesweiter Bedeutung. san

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