: Leichen in den Straßen
Nigerias Armee beendet dreitägige Unruhen mit mindestens 50 Toten zwischen Christen und Muslimen in der Stadt Jos. Anlass war die Besetzung eines politischen Amtes
ABUJA dpa ■ Nach drei Tagen blutiger Unruhen zwischen Christen und Muslimen in der zentralnigerianischen Stadt Jos hat sich die Lage dort gestern Vormittag wieder beruhigt. Lokale Rundfunksender meldeten, Armeekräfte des westafrikanischen Landes hätten die Provinzhauptstadt inzwischen unter ihre Kontrolle gebracht. Offizielle Quellen sprachen von 50 Todesopfern. Augenzeugen schätzten ihre Zahl auf über hundert. Zahlreiche Leichen lägen in den Straßen der Minenstadt im Bundesstaat Plateau.
Nach Angaben des staatlichen Rundfunks haben tausende von Menschen in Panik die Vier-Millionen-Einwohner-Stadt verlassen. Andere suchten Zuflucht in Polizeistationen und Kasernen. Soldaten patrouillierten durch die Straßen und nahmen Jugendlichen Macheten und Gewehre ab.
Die schweren Unruhen hatten am Freitag begonnen, nachdem eine Christin offenbar die Freitagsgebete der Muslime gestört hatte. Anhänger beider Religionen steckten mehrere Kirchen und Moscheen in Brand und plünderten Häuser und Geschäfte. Christliche Jugendliche errichteten Straßenblockaden, um Autos nach Muslimen zu durchsuchen. Viele Opfer wurden bei lebendigem Leib verbrannt.
Ermittler mutmaßten, dass die Ausschreitungen auch ethnisch motiviert seien. Angehörige der in Jos beheimateten Völkerschaften der Jarawas, Birom und Anaguta, die vorwiegend Christen sind, hätten sich seit Tagen gegen die Ernennung eines muslimischen Haussa-Mannes aus dem Norden des Landes als Koordinator für ein staatliches Armutsbekämpfungsprogramm gewehrt, hieß es. Die Mehrheit der Einwohner von Jos ist christlichen Glaubens.
Im Gegensatz zu zahlreichen benachbarten Gemeinden war Jos in der Vergangenheit von ethnischen wie religiösen Auseinandersetzungen verschont geblieben. Erst zu Beginn des Jahres waren in der Ortschaft Kaduna beim blutigen Streit um die Einführung des islamischen Rechts, der Scharia, Hunderte von Christen und Muslimen ums Leben gekommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen