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Das nicht Planbare

Hamburgs Katastrophenschutz ist nach systematischen Einsparungen nur noch für Unglücke herkömmlichen Ausmaßes gerüstet  ■ Von Kai von Appen

Das Inferno von Manhattan hat in Hamburg die Diskussion um den Katastrophenschutz neu entfacht. „Wir haben für alle großen Objekte Szenarien – aber so was kann man nicht planen“, sagt Hamburgs Feuerwehrchef Dieter Farrenkopf. „Die offensichtlich gezielten Angriffe zeigen, dass flächendeckender Katastrophenschutz notwendig ist.“

Doch die Bundesregierung habe den erweiterten Katastrophenschutz nach dem Ende der Kalten Krieges systematisch abgebaut, was sich auch auf die zur Verfügung stehenden Geräte und Einrichtungen ausgewirkt habe. „Man sollte darüber nachdenken, ob es sinnvoll ist, diesen Bereich zu vernachlässigen“, mahnt Farrenkopf. „Allein in Hamburg ist für Spezial-ausrüstung eine einmalige Ausgabe von sechs bis zehn Millionen Mark erforderlich, dazu kommen jährliche Betriebskosten von zwei Millionen Mark.“

Dabei geht es nicht allein um Dimensionen wie im World-Trade-Center oder einen gezielten Selbstmordanschlag per Riesenjet auf eines der Atomkraftwerke in der Hamburger Nachbarschaft. „Schon wenn ein voll aufgetankter Airbus kurz nach dem Start in die Siedlung Neuenfelde stürzt, sind 800 Menschen unmittelbar betroffen und warten auf Rettung“, sagte der Landesbereichsführer der Freiwilligen Feuerwehren, Hermann Jonas zur taz.

Die rund 2500 ehrenamtlichen RetterInnen sind neben den 2100 Berufsfeuerwehrleuten und einem leitenden Notärzteteam maßgeblich im Katastrophenschutz eingebunden. Szenarien eines Jumbo-Jet-Absturzes in die City-Nord – wo 20.000 Menschen arbeiten – möchte sich Jonas gar nicht erst vorstellen.

Sorge machen der Feuerwehr – die in der Elbemetropole „bis aufs Fleisch runtergefahren“ worden ist – neuerliche Sparpläne. „Die Bundesregierung beabsichtigt, für die nächsten zwei Jahre Investitionen im Katastrophenschutz für den Aufgabenbereich Brandschutz und ABC-Gefahren auszusetzen“, beklagt der Deutsche Feuerwehrverband. Die früher vom Bund finanzierten Sanitätszüge sind bereits eingespart worden, 80 Löschfahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehren Hamburgs sind erneuerungsbedürftig. Jonas: „Manchmal muss man aber auch über den Durst vorhalten, um genügend zu haben, wenn der große Knall kommt.“

„Was wir brauchen, ist Planungs-sicherheit und keine weiteren Kürzungen“, sagt auch Bernt Edelhoff vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Hamburg. Das DRK-Hamburg unterhält neben Blutspendedienst und Sanitätsstaffeln auch eine einzigartige Rettungshundestaffel, die sich für einen eventuellen Einsatz in New York in Alarmbereitschaft befindet, aber vom Roten Kreuz in den USA vorerst noch nicht benötigt wird.

Edelhoff sieht aber keinen Anlass, sich in der Elbmetropole auf die Schultern zu klopfen. „Gerade in Hamburg gibt es enorme Gefahrenpotentiale bei Flug und Verkehr sowie bei der der Energiegewinnung“, sagt Edelhoff: „Obwohl im Hamburger Katastrophenschutz viel passiert ist, muss man erkennen, wie schnell es über das Vorstellbare hinausgehen kann.“

Bernd Mewes, Katastrophenschutzexperte der Gesundheitsbehörde, meint, dass Hamburgs Krankenhäuser schnell Personal und Notfallbetten mobilisieren können: „Es gibt Notfall- und Alarmpläne, so dass die 25 Notfallkrankenhäuser schnell hochgefahren werden können.“ Das gelte aber nur für Unglücke „herkömmlichen Ausmaßes“.

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